Wie funktioniert Lesen?
Lesen ist wie laufen lernen.
Das lernt man nicht an einem Tag.
Lesen zu lernen besteht aus vielen Schritten.
Diese Schritte müssen nacheinander geübt werden.
Jedes Kind lernt anders.
- Manche Kinder brauchen viel Zeit.
- Manche Kinder überspringen einen Schritt.
- Jedes Kind hat sein eigenes Tempo.
- Jedes Kind hat seinen eigenen Antrieb zum Lernen.
Lesen zu lernen dauert mehrere Jahre, bis es ganz ohne Probleme klappt.
Haben Sie Geduld. Üben Sie jeden Tag ein bisschen.
Loben Sie Ihr Kind für jeden kleinen Fortschritt.
Hier sehen Sie die einzelnen Schritte beim Lesenlernen.

Stufe 1:
Laute hören und erkennen
Mit welchem Laut fängt ein Wort an?
- Mama beginnt mit M.
- Papa beginnt mit P.
- Affe beginnt mit A.
Der erste Laut ist also der Anlaut.
Hier hilft eine Anlauttabelle (vgl. Bild an der Seite).
Bitte benutzen Sie die Anlaut-Tabelle der Schule Ihres Kindes.
So üben Sie:
-
Schauen Sie sich mit Ihrem Kind jeden Tag die Bilder und die Laute in der Tabelle an.
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Machen Sie das für 2 bis 3 Wochen.
Achtung: Sprechen Sie die Laute so, wie sie im Wort vorkommen.
Nicht: eM, Pe, sondern mmm, ppp
Prüfen Sie:
-
Kann Ihr Kind den Laut gut hören?
-
Kann es den Laut genau nachsprechen?
Wenn das Kind dabei Probleme hat, kann ein Besuch beim Ohrenarzt oder einer Praxis für Logopädie helfen.
Buchstaben zu den Lauten finden
Hört das Kind einen Laut?
Dann sollte es den passenden Buchstaben dazu wissen.
Beispiel:
Das Kind hört A – und schreibt ein A oder a.
Das Kind sieht A und kann den richtigen Laut dazu sprechen.
Achtung: Manche Laute bestehen im Deutschen aus mehreren Buchstaben: st – sp – ch – au – eu – äu – ei – ie – sch
Diese Laute sind besonders. Üben Sie sie extra mit Ihrem Kind.
Das Kind kennt die Laute und Buchstaben dazu.
Dann kann es zwei Buchstaben zusammenlesen:
La - Me - Ko - Wu
Oft spricht das Kind erst beide Laute alleine: L - a
Dann verbindet es die beiden Laute miteinander: L und a -> La
Das nennt man Silbe.
Tipp zum Üben:
Oft ist ein Bogen unter den Buchstaben gemalt (vgl. Bild an der Seite).
Fahren Sie mit dem Zeigefinger den Bogen mit Schwung nach. Das hilft dem Kind zum Zusammenlesen.
Nach einigen Tagen erkennt das Kind die Silbe auf einen Blick.
Wichtig: Die Silbe muss in einem Schwung gelesen werden, auch wenn sie keinen Sinn ergibt.
Die Silbe ergibt oft keinen Sinn. Wichtig ist, dass sie in einem Schwung gelesen wird.
Jetzt wird das geübt: Das Kind liest viele Silben, bis es sie sicher und schnell erkennt.
Nächster Schritt:
Das Kind liest zwei Silben hintereinander. So entstehen erste Wörter.
Beispiele: Ma - ma -> Mama Pa - pa -> Papa Na - se -> Nase
Hier erkennt das Kind: „Ich kann lesen."
Bitte feiern Sie diesen Moment mit Ihrem Kind. :-)
Wichtig: Erst wenn das Kind Silben sicher lesen kann, kann es später auch richtige Texte lesen!
Dieser Schritt ist also sehr wichtig!
Nun kann das Kind kurze Wörter wie Nase, Dino oder Baum auch am Stück lesen.
Eine Silbengliederung – Bögen unter den einzelnen Silben des Wortes – hilft (vgl. Bild an der Seite).
Die Silben können nun auch länger oder mehr werden:
Ta - sche, Ei - mer, Te - le - fon, Scho - ko - la - de
Das Vorgehen bleibt immer gleich: Ich lese die Silben zu Wörtern zusammen.
Je öfter ich die Wörter so übe, desto schneller erkenne ich sie wieder.
Irgendwann speichert das Kind die bekannten Wörter im Gedächtnis als Bild ab.
Es erkennt sie auf einen Blick. Ein Sichtwortschatz wird aufgebaut.
Kann das Kind Wörter mühelos lesen, ist es bereit für den nächsten Schritt.
Das Kind liest nun Wörter – auch längere – flüssig vor.
Jetzt kann es auch mehrere Wörter in einem Satz lesen.
Es muss sich nicht mehr Gedanken um Laute und Silben machen.
Es liest und versteht den Zusammenhang.
Es kann Informationen aus Sätzen entnehmen.
Beispiel: Der Bus fährt um acht Uhr ab.
Das Kind versteht, wann der Bus abfährt.
Sein Kopf ist frei für die Nachricht des Satzes.
Alles andere läuft automatisch ab.
Nun muss es nur noch lernen, Wörter, die zusammengehören, auch zusammen zu lesen: Der Bus fährt um acht Uhr ab.
Diese Satzteile liefern ihm dann die Informationen, die es braucht.
Auch beim lauten Lesen betont das Kind diese Satzteile.
Sätze und seine Informationen liest das Kind meist ohne Probleme.
Nun kann es auch Texte verstehen.
Zuerst nur kurze Texte, die aus 3-4 Sätzen bestehen. Dann immer längere Texte.
Das Lesen fällt nun leicht, alles geht fast wie von selbst.
Nur bei schwierigen oder seltenen, unbekannten Wörtern hält es kurz inne.
Der Leselernprozess ist abgeschlossen.
Dennoch muss das Kind noch üben, mit verschiedenen Texten umzugehen.
Sachtexte, Geschichten, Tabellen oder Rezept haben andere Inhalte und Merkmale.
Das Kind braucht dafür Strategien, die ihm helfen, mit Texten zu arbeiten.
Wie hole ich Informationen aus einem Text?
Welche Wörter helfen mir dabei? Wie gehe ich vor?
Hier hilft Ihnen der Punkt „Strategien“ weiter.

