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#lesen.bayern » Tipps für Eltern zum (Vor-)Lesen » Wie funktioniert Lesen?

Wie funktioniert Lesen?

Lesen ist wie laufen lernen – es passiert nicht an einem Tag.

Es ist das Zusammenspiel vieler Stufen.
Diese müssen erst einzeln trainiert werden.
Jedes Kind braucht seine eigene Zeit und Motivation für jede Stufe.

Manches Kind braucht viel Zeit für jede Stufe, manches überspringt eine Stufe. 

Dieser Prozess dauert mehrere Jahre, bis er ohne Probleme funktioniert.

Haben Sie also Geduld, bleiben Sie (täglich) dran und loben Sie Schritt für Schritt. 

Im Folgenden wird jede Stufe kurz erklärt.

Stufe 1:

Laute
hören und erkennen

Mit welchem Laut fängt ein Wort an?

Mama mit M, Papa mit P und Affe mit A     ->   Der erste Laut ist also der Anlaut.

Hier hilft eine Anlauttabelle (vgl. Bild an der Seite).

Nehmen Sie bitte die Anlauttabelle der Schule Ihres Kindes.

Für 2-3 Wochen trainieren Sie jeden Tag die Bilder und die passenden Laute dazu.

Achtung: Sprechen Sie unbedingt in Lautsprache – also so wie der Laut wirklich im Wort gesprochen wird! (nicht eM, Pe, sondern Mm, P … )

Prüfen Sie, ob das Kind die Laute wirklich gut hören kann und selbst genau wiedergibt.

Bei Problemen hierbei ist ein Besuch beim Ohrenarzt oder eine Logopädie-Behandlung hilfreich.

 

Den Lauten Buchstaben zuordnen

Kann das Kind einen Laut hören, ordnet es das passende Zeichen zu.

Dieses Zeichen ist der Buchstabe für diesen Laut.

Es sollte also das richtige Zeichen schreiben können, wenn es diesen Laut hört.

Das Kind hört A – und schreibt ein A oder a.

Das Kind sieht A und kann den richtigen Laut dazu sprechen.

Achtung: Manche Laute werden im Deutschen mit mehreren Buchstaben wiedergegeben: st – sp – ch – au – eu – äu – ei – ie – sch 

Das Kind kennt die Laute und Buchstaben dazu.

Dann kann es nun auch zwei Buchstaben zusammenlesen:

La   -   Me    -    Ko   -    Wu

Oft spricht das Kind erst beide Laute alleine: L  -  a 

Dann verbindet es die beiden Laute miteinander: L und a -> La

Oft ist ein Bogen unter den Buchstaben gemalt (vgl. Bild an der Seite).

Es hilft, mit dem Zeigefinger den Bogen vom ersten zum zweiten Laut mit Schwung mitzuführen.

Nach mehrmaligem Üben sollte die Silbe auf einen Blick erkannt werden.

Die Silbe ergibt oft keinen Sinn. Wichtig ist, dass sie in einem Schwung gelesen wird.

Dies wird nun trainiert, bis die Silben schnell erkannt werden.

 

Werden dann zwei Silben zusammengesetzt und schnell gelesen, entstehen schon erste, kleine Wörter.

Ma - ma -> Mama           Pa - pa -> Papa             Na - se -> Nase

Hier erkennt das Kind: Ich kann lesen.
Ein Erfolg, der unbedingt gefeiert werden sollte. :-)

Erst wenn diese Fähigkeit beherrscht wird, kann echtes Lesen stattfinden!
Dieser Schritt ist also sehr wichtig!

Nun kann das Kind kurze Wörter wie Nase, Dino oder Baum auch am Stück lesen.

Eine Silbengliederung – Bögen unter den einzelnen Silben des Wortes – hilft (vgl. Bild an der Seite).

 

Die Silben können nun auch länger oder mehr werden:

Ta - sche, Ei - mer, Te - le - fon, Scho - ko - la - de  

 

Das Vorgehen bleibt immer gleich: Ich lese die Silben zu Wörtern zusammen.

Je öfter ich die Wörter so übe, desto schneller erkenne ich sie wieder.

Irgendwann speichert das Kind die bekannten Wörter im Gedächtnis als Bild ab.

Es erkennt sie auf einen Blick. Ein Sichtwortschatz wird aufgebaut.  

Kann das Kind Wörter mühelos lesen, ist es bereit für den nächsten Schritt.

Das Kind liest nun Wörter – auch längere – flüssig vor.

Jetzt kann es auch mehrere Wörter in einem Satz lesen.

Es muss sich nicht mehr Gedanken um Laute und Silben machen.
Es liest und versteht den Zusammenhang.
Es kann Informationen aus Sätzen entnehmen.

Beispiel: Der Bus fährt um acht Uhr ab.

Das Kind versteht, wann der Bus abfährt.

Sein Kopf ist frei für die Nachricht des Satzes.
Alles andere läuft automatisch ab.

Nun muss es nur noch lernen, Wörter, die zusammengehören, auch zusammen zu lesen: Der Bus fährt um acht Uhr ab.

Diese Satzteile liefern ihm dann die Informationen, die es braucht.

Auch beim lauten Lesen betont das Kind diese Satzteile.

Sätze und seine Informationen liest das Kind meist ohne Probleme.

Nun kann es auch Texte verstehen.

Zuerst nur kurze Texte, die aus 3-4 Sätzen bestehen. Dann immer längere Texte.

Das Lesen fällt nun leicht, alles geht fast wie von selbst.

Nur bei schwierigen oder seltenen, unbekannten Wörtern hält es kurz inne.

Der Leselernprozess ist abgeschlossen.

Dennoch muss das Kind noch üben, mit verschiedenen Texten umzugehen.
Sachtexte, Geschichten, Tabellen oder Rezept haben andere Inhalte und Merkmale.

 

Das Kind braucht dafür Strategien, die ihm helfen, mit Texten zu arbeiten.

Wie hole ich Informationen aus einem Text?

Welche Wörter helfen mir dabei? Wie gehe ich vor?

Hier hilft Ihnen der Punkt „Strategien“ weiter.