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Vorlesen mit E-Books und Bilderbuch-Apps

Die meisten Eltern lesen derzeit noch vor allem gedruckte Bilderbücher vor. In den letzten Jahren sind aber auch zahlreiche neuartige, digitale Leseformate für Kinder erschienen: Kinderbuch-Apps, interaktive Geschichten-Apps mit Spielen, Bücher mit per App abrufbarer erweiterter Realität („augmented reality“), Sachbuch-Apps und Bücher mit über Hörstifte zugänglichen Audioinhalten.

Diese erweiterten E-Books und Kinderbuch-Apps bieten eine ganz neue Leseerfahrung: So können Sie sich zum Beispiel das ganze Buch vorlesen lassen – manchmal sogar in verschiedenen Sprachen – oder es selbst lesen. Erweiterungen („enhancements“) beinhalten häufig Musik, die die Geschichte ergänzt, oder Spiele, die sich auf die Geschichte beziehen.

Diese Erweiterungen können auch nützlich sein, um wichtige frühe Lese-Fertigkeiten zu entwickeln, wenn die Aufmerksamkeit beim dialogischen Lesen und bei der Geschichte bleibt. Es gibt drei einfache Anregungen für das gemeinsame Lesen, ohne dass die digitalen Zusatzfunktionen Ihr Kind von der Geschichte ablenken:

  • Beachten Sie den Neuheits-Faktor, wenn Sie mit Ihrem Kind eine Bilderbuch-App betrachten. Räumen Sie Ihrem Kind die ersten paar Male, die es sich mit einer (neuen) Bilderbuch-App beschäftigt, Zeit ein für das Erforschen der Eigenschaften der Bilderbuch-App. Sobald Ihr Kind genügend Zeit mit der Untersuchung verbracht hat, beginnen Sie zu lesen oder der Geschichte zuzuhören – ohne zu viele Unterbrechungen, die nicht in Zusammenhang mit der Geschichte stehen.
  • Genießen und nutzen Sie die digitalen Möglichkeiten, aber vergessen Sie nicht, dass der Schwerpunkt auf der Geschichte und dem Leseerlebnis liegt. Beobachten Sie bei der Beschäftigung mit E-Books/Bilderbuch-Apps, wann und wie Sie Ihrem Kind helfen können, eine Balance zu finden zwischen dem Spaß an den Spielen und den Geschichten selbst. Wie bei allen Büchern regen Sie Ihr Kind zu Gesprächen über die Geschichte an: „Was denkst du, wird als nächstes passieren? Was ist deine Lieblingsstelle in der Geschichte?”
  • Bleiben Sie bei Ihrem Kind, wenn es sich mit einer Geschichte beschäftigt. Es ist im Umgang mit E-Books und Apps verführerisch, das Tablet/Smartphone die Arbeit tun zu lassen. Aber es gibt keinen Ersatz für die Gespräche und die Nähe, die beim Vorlesen zwischen Eltern und Kind entstehen. Reden Sie mit Ihrem Kind, äußern Sie sich zu interessanten Wörtern und Gedanken und teilen Sie Ihre Liebe zum Lesen mit Ihrem Kind.

Es muss nicht alles als „lehrreich“ gekennzeichnet sein, um eine anregende Lernerfahrung zur Verfügung zu stellen. Bei jedem Medium, das Sie für Ihr Kind wählen (Filme, TV-Sendungen sowie Spiele- und Lern-Apps) sehen Sie, ob es Ihr Kind motiviert. Sie können die Zeit, die Ihr Kind vor dem Bildschirm/Display verbringt, zu einer nicht nur unterhaltsamen, sondern auch anregenden Erfahrung machen, indem Sie vier wichtige Punkte berücksichtigen:

Es ist sehr wichtig, dass Ihr Kind eine Verknüpfung zwischen dem, was es virtuell sieht, spielt oder liest, und seiner eigenen realen Lebenswelt herstellen kann. Damit Kinder neue Wörter lernen können, müssen sie herausarbeiten, auf welchen Gegenstand sich das neue Wort bezieht. Wenn Sie eine App auswählen, prüfen Sie, ob die App Ihr Kind dazu anregt, tiefer nachzudenken und ein Problem zu lösen, und es nicht einfach nur auf den Bildschirm schauen oder beispielsweise fliegende Früchte einsammeln lässt.

Sich für eine Handlung zu begeistern oder sich mit Figuren zu identifizieren, erhöht die Motivation. Beobachten Sie deshalb, ob das Kind engagiert dabei und in etwas vertieft ist. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind bei der Beschäftigung mit elektronischen Büchern nicht zu sehr durch „Extras“ (z.B. Sound-Effekte, zu viele Spiele) von der eigentlichen Geschichte abgelenkt wird.

Kritisches Denken. Suchen Sie nach Medien, die tief in ein bestimmtes Thema, in einen bestimmten Inhalt oder eine Fertigkeit eintauchen. Das Abfragen von Auswendiggelerntem oder einfache Frage-Antwort-Spiele sind zwar lustig und scheinen lehrreich zu sein, aber sie helfen den Kindern nicht, tiefgehende oder nachhaltig wirkende Bedeutungen zu finden.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder besser lernen, wenn Eltern sie dabei unterstützen, so zu spielen, dass sie eine Bedeutung von der sie umgebenden Welt herstellen können. Anders gesagt, für ein Kind ist es bedeutungsvoller, wenn es Dreiecke in Pizzastücken erkennt, als wenn es Dreiecke in perfekt gezeichneten Mustern auf einem Bildschirm immer mit der Spitze obenauf sieht.

Auch Apps oder Lieder, die Buchstaben oder Zahlen lehren, sind in Ordnung, aber es ist entscheidend für Kinder zu wissen, warum dieses Wissen wirklich wichtig ist. Ein ABC-Lied beispielsweise hilft Ihrem Kind nur, wenn es weiß, dass es Buchstaben gibt, die sich auf diese Laute beziehen, und dass aus Buchstaben dann Wörter und Texte entstehen.

Eine bedeutende Eigenschaft vieler guter Lernprodukte besteht in der Möglichkeit für Kinder, neue Inhalte (zum Beispiel ein Lied, eine neue Geschichte) zu schaffen. Kinder können mehr Selbstwirksamkeit in Bezug auf das Lernen empfinden, wenn sie ihre eigenen Ideen und Vorgehensweisen einbringen dürfen, Dinge weiterentwickeln und ihrer Fantasie freien Lauf lassen können.

Insbesondere für jüngere Kinder sind Gespräche und Aktivitäten wichtig, die Spiele und Filme einrahmen. Umrahmen Sie das gemeinsame Lesen immer mit einem einführenden Ritual und einer Anschlussaktivität, die in Bezug zur Geschichte steht und Bezug zu (alltäglichen) Erfahrungen Ihres Kindes hat. Wenn Sie zum Beispiel am vorherigen Tag mit Ihrem Kind im Zoo waren und es sich besonders für Zebras interessiert hat, dann können Sie sich gemeinsam eine Geschichte von einem Zebra in einem E-Book anschauen. Bevor Sie mit dem Lesen beginnen, unterhalten Sie sich mit Ihrem Kind nochmals über den Zoobesuch. Fragen Sie, was ihm da am besten gefallen hat und warum es die Zebras so interessant fand. Während des Lesens bleiben Sie im Dialog mit Ihrem Kind. Danach können Sie entweder ein Spiel spielen, das von der App angeboten wird, mit dem Kind Zebras im Zoo malen oder digital ein kleines Büchlein erstellen mit Fotos, die Sie im Zoo gemacht haben, und einer kleinen Geschichte, die Ihr Kind sich einfallen lässt.

Am besten lernen junge Kinder aber nicht durch ein tolles Video, DVDs oder Apps. Für das tiefer gehende Lernen brauchen Kinder andere Menschen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder die Bedeutung eines neuen Wortes am besten lernen, wenn es sozial präsentiert wird – wenn Menschen ihnen wirklich entweder live oder am Bildschirm geantwortet haben. Neuere, interaktiv angelegte Apps regen die Kinder dazu an, zusammen mit ihren Eltern oder Freunden zu spielen, oder sie vermitteln den Kindern zumindest das Gefühl, eine soziale Beziehung zu netten Figuren in der Geschichte oder im Spiel zu haben. So fühlen sie sich sozial verbunden und können besser lernen und sind motivierter.

Am besten lernen junge Kinder aber nicht durch ein tolles Video, DVDs oder Apps. Für das tiefer gehende Lernen brauchen Kinder andere Menschen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder die Bedeutung eines neuen Wortes am besten lernen, wenn es sozial präsentiert wird – wenn Menschen ihnen wirklich entweder live oder am Bildschirm geantwortet haben. Neuere, interaktiv angelegte Apps regen die Kinder dazu an, zusammen mit ihren Eltern oder Freunden zu spielen, oder sie vermitteln den Kindern zumindest das Gefühl, eine soziale Beziehung zu netten Figuren in der Geschichte oder im Spiel zu haben. So fühlen sie sich sozial verbunden und können besser lernen und sind motivierter.