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Sebastian Barry: Annie Dunne

Besprechung

Der Roman spielt 1959 in der Grafschaft Wicklow in Irland. Annie, Hauptfigur und Ich-Erzählerin, ist genauso alt wie das Jahrhundert. Sie entstammt einer ehedem angesehenen Familie, die aber verarmt ist. Als wenig ansehnliches Mädchen mit einem Buckel (sie hatte Kinderlähmung) hat sie nicht geheiratet, sondern bei ihrer kränklichen Schwester gelebt und deren drei Söhne aufgezogen. Als der Schwager sich nach dem Tod der Schwester wiederverheiraten will, verliert Annie diese Zuflucht und kommt auf dem kleinen Hof ihrer ebenfalls unverheirateten Cousine Sarah unter. Die beiden Frauen kümmern sich um Haus, Hof und Garten, versorgen das Pony, die Kühe und die Hühner und haben ihr Auskommen, auch wenn das Leben hart ist und Wetter und Natur gnadenlos sind. In dieses von viel Arbeit, aber auch mancher Freude erfüllte Leben bringt Annies Neffe für einen Sommer seine beiden Kinder, einen fünfjährigen Jungen und die etwas ältere Schwester. Annie ist trotz ihrer Sprödigkeit erfüllt von der Liebe zu diesen Kindern. In Billy Kerry, der sich für Sarah interessiert, erwächst ihr jedoch Gefahr, denn wohin soll sie – wenn Sarah sich wirklich verheiraten wird – gehen. Annie kämpft mit allen Mitteln gegen Billy, in der Verzweiflung kommen die schlimmsten Seiten ihres Charakters ans Licht. Auch als klar wird, dass die Kinder nicht nur unschuldig-arglose kleine Wesen sind, sondern ebenfalls mit Ängsten und Schwierigkeiten zu kämpfen haben, erliegt Annie immer wieder Zorn und Maßlosigkeit. Dennoch gibt es auch für sie Möglichkeiten der Überwindung von Schuld, echter und nur vermeintlicher, und Ansätze von Versöhnung mit den so oft als feindlich erlebten Mitmenschen.

Didaktische Hinweise

Obwohl fokussiert auf die eine Person Annie, entfaltet das Buch ein reiches Szenario psychologischer Erforschung etwa in Hinsicht auf die Auswirkungen von Krankheit, von sozialer Deklassierung, von sozialer und familiärer Positionierung. Es geht um das ländliche Irland, den sozialen Wandel, die irische Geschichte in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Charakter der Hauptfigur, verletzlich und unbeugsam, böse und liebevoll zugleich, wächst beim Lesen ans Herz. Kein Buch der lauten Töne und Themen, gleichwohl durchaus lohnend als Leseangebot, aber auch zur weitergehenden Analyse.

Mögliche Bearbeitungen:

  • Analysieren Sie die Bedeutung von Herkunft und Familie in dem Buch.
  • Untersuchen Sie die Situation der Frauen in Hinsicht auf deren Beschränkungen und Möglichkeiten
  • Untersuchen Sie die Rolle der Politik für die Situation von Annies Familie und damit für sie selbst.
  • Vergleichen Sie die Darstellung ländlichen Lebens in diesem Buch mit der in anderen Texten, z. B. Ewald Arenz: Alte Sorten, Dörte Hansen: Mittagsstunde, Lola Randl: Der große Garten.

Alle hier rezensierten Werke von Sebastian Barry

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Geschichte

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Politische Bildung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783958299344

Umfang

273 Seiten

Medien

  • Buch