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Edouard Louis, Ken Loach: Gespräch über Kunst und Politik

Besprechung

Bei dem Buch mit dem Titel „Gespräch über Kunst und Politik“ handelt es sich um ein Gespräch zwischen dem britischen Regisseur Ken Loach und dem französischen Autor Édouard Louis, die sich, obwohl sie unterschiedlichen Generationen angehören, beide in ihren Werken kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetzen. Beide entstammen der Arbeiterklasse. Sowohl in Daniel Blakes Filmen (z. B. „Ich, Daniel Blake“) als auch in den Romanen von Édouard Louis („Wer hat meine Vater umgebracht“, „Im Herzen der Gewalt“, „Das Ende von Eddy“) geht es um Sozialkritik und den Zusammenhang zwischen Armut und politischer Gewalt. Neben sozialkritischen Aspekten geht es in dem Gespräch aber auch darum, welche Aufgabe die Kunst hat und wie groß ihr politischer Einfluss ist, um bestehende Machtverhältnisse und die daraus resultierenden gesellschaftliche Missstände zu verändern. Im Fokus ihrer Anschauungen steht die aktuelle Situation in England und Frankreich, den Heimatländern der beiden Autoren, in denen die neoliberale Idee vorherrscht, dass es jede Person in der Gesellschaft schaffen kann, wenn sie sich ausreichend anstrengt. Dabei bringt aber der Neoliberalismus nicht nur Gewinner hervor, sondern führt auch dazu, dass sich diejenigen, die sich nicht mehr von der Politik vertreten fühlen, von der Gesellschaft abwenden, da sie aufgrund ihrer sozialen Herkunft Diskriminierungserfahrungen machen. Die Auswirkungen erklärt Édouard Louis folgendermaßen: „wenn Leute unter schwierigen, gewalthaften gesellschaftlichen Bedingungen leben, wenn sie einer Form gesellschaftlicher Gewalt ausgesetzt sind, die unablässig auf sie einwirkt, dann entwickeln sie häufig – nicht automatisch, aber häufig – selbst eine Form von Gewalt, oder zumindest Aggression den anderen gegenüber" (S. 23). Die materielle Unsicherheit und der Arbeitsstress, der häufig existenzielle und materielle Ängste hervorruft, führe aber auch zu weniger Toleranz und Verständnis in der Gesellschaft, wie Édouard Louis anhand seiner eigenen Biografie erklärt: „Wenn mein Vater in meiner Kindheit wirtschaftlich weniger bedrängt gewesen wäre, hätte er vielleicht angesichts dessen, was er ‚unnormal' nannte, meiner Homosexualität, mehr Verständnis gezeigt“ (S. 27).

Didaktische Hinweise

Auszüge aus dem „Gespräch über Kunst und Politik“ zwischen Édouard Louis und Ken Loach eignen sich sehr gut im Unterricht, wenn es um Aspekte der modernen Arbeitswelt geht (Ethik, PuG, Englisch, Französisch). Dabei stellt sich nicht nur die Frage nach einer gerechten Verteilung von Gütern, sondern auch die Frage nach der Verantwortung des Staates, in einer Arbeitswelt, die zunehmend von Robotern gesteuert wird. Ein großer Fokus des Gesprächs liegt auch auf dem Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Ungleichheit und sozialer Gewalt. Wie schwierig es ist, dem Teufelskreis aus Armut und Ausgrenzung zu entkommen, zeigt sich nicht nur in den Romanen und Filmen von Édouard Louis und Ken Loach, sondern wird in deren Gespräch reflektiert. Will man dem eigenen sozialen Milieu entkommen, führt das zwangsläufig zur Entfremdung von der eigenen Herkunft – eine Erfahrung, wie sie Édouard Louis selbst gemacht hat. Welche Rolle und Kraft die Kunst haben kann, um auf gesellschaftliche Verhältnisse einzuwirken, lässt sich im Deutschunterricht sehr gut mit Texten von Bertolt Brecht in Verbindung bringen.

Weitere Themen, die im Interview angesprochen werden:

Klassengesellschaft

Neoliberalismus

Homophobie

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Literatur, Lesen, Sprache
  • Politik, Gesellschaft

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Französisch
  • Englisch
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Interkulturelle Bildung
  • Kulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2023

ISBN

9783103971736

Umfang

74 Seiten

Medien

  • Buch