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Linus Giese: Lieber Jonas oder Der Wunsch nach Selbstbestimmung

Besprechung

Der durch seinen Coming-out-Bestseller „Ich bin Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war" 2020 bekannt gewordene trans*Mann Linus Giese knüpft mit dem aktuellen Buch an die Thematik an und führt sie fort. Er schreibt einen Brief an den 16-jährigen Jonas, den er in der Buchhandlung, in der Linus arbeitet, kennengelernt hat. Jonas steht dabei stellvertretend für alle Menschen, die ihn seitdem aufsuchen, ihn um Rat fragen, seine Aufmerksamkeit und den Austausch mit ihm suchen. Wie es im Vorsatz heißt, ist das Buch allen trans*Kindern und Jugendlichen gewidmet. Er möchte ihnen ihre Ängste und Befürchtungen nehmen und vermitteln, dass sie so gut sind, wie sie sind.

Dabei berichtet er von eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen, z.B. darüber, dass die eigene Identität nicht festgeschrieben ist. Vielmehr müsse diese jede Person für sich ausfüllen. Wichtig ist ihm dabei, nicht nur über geschlechtsangleichende OPs, die Namensänderung und die Einnahme von Hormonen zu sprechen. Giese unterstreicht, wie wichtig sichere Räume sind, die eine Schutz- und Erholungsfunktion bieten, um sich über die eigene Identität klar zu werden. Als großes Problem wird die gesellschaftliche cis- bzw. Heteronormativität gesehen. Darunter versteht er die Weltanschauung, es gebe ausschließlich heterosexuelle Beziehungen, welche er infrage stellen will. Ihm ist wichtig, seiner Leserschaft klarzumachen, dass trans*Menschen keine Modeerscheinung sind, sondern es diese schon immer gab. Einen größeren Raum nimmt jeweils die Thematik der Namensänderung, des Coming-outs und das Transsexuellengesetz von 1981-2011 ein. Giese formuliert mit diesem Brief an Jonas ein leidenschaftliches Plädoyer für die (rechtliche) Möglichkeit, über sich selbst zu bestimmen.

Didaktische Hinweise

Dieses Buch eignet sich, wie im Vorwort von Giese formuliert, für alle trans*Kinder und Jugendlichen bzw. für alle, die sich mit dem Thema beschäftigen. Die große Chance besteht in der Schule darin, den Kindern und Jugendlichen dieses Thema zu präsentieren und sie auf diese Lektüre aufmerksam zu machen. Giese selbst schreibt im Buch darüber, wie schwer es ist, dass trans*Menschen in der Literatur repräsentiert werden. Es lohnt sich darüber nachzudenken, welche Geschichten nicht erzählt werden und welche Personengruppen in unseren Narrativen nicht vorkommen. Gerade in der Schule sollten Vorstellungswelten nicht begrenzt und bestimmte Normen nicht verstärkt werden. Die Chance, die dem Literaturunterricht hierbei zukommt, ist nicht zu unterschätzen. Wie Teresa Reichl mit ihrem Buch über einen alternativen Literaturkanon endet auch Giese mit einer Empfehlungsliste an aktuellen Büchern für junge Menschen, erwachsene Menschen und Eltern bzw. Bezugspersonen zum Thema.

Linus Giese wirbt mit seinem Buch für Verständnis für trans-Menschen. Damit wird das Ziel für nachhaltige Entwicklung Weniger Ungleichheiten (10) deutlich angesprochen.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Familien- und Sexualerziehung
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Familien- und Sexualerziehung
  • Soziales Lernen
  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)

Erscheinungsjahr

2023

ISBN

9783910372061

Umfang

69 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch