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Boris Golzio: Die Geschichte von Francine R. Widerstand und Deportation April 1944 – Juli 1945

Besprechung

Dokumentation der Gespräche mit einer französischen Widerstandskämpferin, die Opfer der Deportation in deutsche Konzentrationslager wurde.

Francine R. gab es wirklich. Wenige Jahre vor ihrem Tod nahm sie Kontakt mit dem Autor der Graphic Novel auf, in dem sie zurecht den Nachkommen eines Cousins vermutete. Aus den folgenden Gesprächen entstand eine Dokumentation in Wort und Zeichnung. Sie beginnt mit der Verhaftung von Francine und einer ihrer Schwestern am Gründonnerstag des Jahres 1944 aus dem Haus ihrer Großeltern südlich von Roanne in Frankreich. Die sechs Geschwister hatten früh ihre Eltern verloren und lebten bei den Eltern des Vaters. Rückblickend wird berichtet, dass Joannès, ein Bruder der beiden Mädchen, in den Untergrund zur Armée secrète gegangen war und sie selbst als Verbindungsleute zwischen Maquis und Résistance arbeiteten, indem sie Informationen über Kollaborateure weitergaben und Waffen transportierten. Die jungen Frauen wurden in Gefängnisse in Roanne und Paris gebracht, verhört und schließlich nach Ravensbrück, später nach Watenstedt-Leinde deportiert. Sie erlebten alle Schrecken, die es dort gab: Sie wurden getrennt, erlitten Hunger und Gewalt, mussten in den Stahlwerken Braunschweig schwerste Arbeit leisten, stundenlang in der Kälte stehen und wurden medizinischen Versuchen ausgesetzt. Dass die Häftlinge manchmal auch Spaß hatten, war ihrem jugendlichen Alter geschuldet. Beide überlebten, bis die KZs befreit wurden.

Boris Golzio hat die Erzählungen Francines leicht überarbeitet, Dialoge wiedergegeben und die Fakten recherchiert, indem er unter anderem Kontakt mit den Leitern der Gedenkstätte Ravensbrück aufnahm. Die längere Zeit verbrachte Francine in dem heute weitgehend unbekannten Lager von Watenstedt. Was in Francines Berichten nicht im Detail vorkommt, zum Beispiel die langen Zugfahrten, erzählen Golzios in Sepiatönen gehaltene Zeichnungen, in denen die Figuren, besonders ihre Gesichter, nur skizziert sind. Dagegen werden Landschaften, Gebäude, Innenräume und Szenen mit den Häftlingen und ihren Peinigern fast fotografisch dargestellt.

Didaktische Hinweise

Zeitzeugen wie Francine, die gerne mit Schülergruppen arbeitete, gibt es nun kaum mehr. Das ist ein großer Verlust, da gerade junge Menschen von ihren Zeugnissen und Berichten stark beeindruckt wurden. Es ist sehr wichtig, dennoch die Erinnerung an die Shoah wach zu halten. Vorteil dieses Buchs ist, dass aus der Sicht einer jungen Frau – Francine war 22, als sie verhaftet wurde – erzählt wird. Über den Text und die beeindruckenden realistischen Zeichnungen wird ihr Mut und Durchhaltevermögen besonders für junge Leserinnen und LEser begreifbar. Als Vorbereitung eines Besuchs in einer Gedenkstätte oder als Einstieg in eine Unterrichtseinheit ist der Band sehr gut geeignet.

Gattung

  • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Französisch
  • Geschichte

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Interkulturelle Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783964450470

Umfang

131 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book