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Kevin Brooks: Killing God

Besprechung

Der englische Autor Kelvin Brooks ist bereits durch mehrere preisgekrönte Jugendbücher hervorgetreten. In seinem neuesten mit dem provokanten Titel „Killing God“ zieht er seine Leser mit suggestiver Kraft in das Seelenleben einer Fünfzehnjährigen hinein. Dawn, deren Vater plötzlich Frau und Tochter verlassen hat, wird durch den Verlust ihres geliebten Dad in tiefste Verzweiflung gestürzt. Während die Mutter ihren Schmerz im Alkohol ertränkt, stellt die erschütterte Dawn eine Verbindung zwischen dem plötzlichen Verschwinden ihres Vaters und seiner „religiösen Auferweckung“ durch missionarische „dämliche Gottes-Verkäufer“ her. Das führt sie zu der festen Überzeugung, dass eben die „Gott-Sucht“ ihren Vater zu einem ganz anderen Menschen machte und dass Gott an ihrer schrecklichen Erfahrung des Vaterverlusts schuldig sei. Während sie ihren (zum Scheitern verurteilten) Feldzug zur Tötung Gottes plant, gerät sie immer tiefer in eine nahezu ausweglose Situation. Gegen Ende wird zudem offenbar, dass ihr Vater sie als Dreizehnjährige im Suff vergewaltigt hat, etwas, was sie komplett verdrängt hat. Ihre Wut auf Gott ist also in Wirklichkeit eine Projektion. Sie liebt und hasst ihren Dad gleichzeitig – und damit zeigt sie deutliche Züge einer Persönlichkeitsspaltung. Als Dad nach zwei Jahren völlig überraschend wieder in der Tür steht, kommt es zu einer Versöhnung. Die Mutter, die genau in dem Augenblick auftaucht, als Vater und Tochter sich trotz allem, was war, wieder annähern, missversteht sie die Szene und schießt ihren Mann nieder. Er stirbt in Dawns Armen. Das abschließende kurze Kapitel „Inside me (4)“, das die Eingangsmelodie des Buchs wieder aufgreift, geht in einen tendenziell versöhnlichen Schluss „the living end“ über: Mutter und Tochter erfahren mit diesem Gang durch die Hölle eine ganz neue Form der Zusammengehörigkeit, und die Gespenster in Dawn sind verschwunden. Ihr Dad ist tot, aber er ist jetzt wieder ihr Dad.

Die Geschichte ist durchgehend aus der Innenperspektive einer leidenden Jugendlichen äußerst eindringlich und mit schonungslosem Realismus erzählt. Es finden sich aber auch anrührende Passagen wie etwa die Hymne „god help me“ - diese wie viele andere zitierte Songs von der Band „The Jesus and Mary Jane“. Für Jugendliche in den schwierigen Jahren der Pubertät und des Erwachsenwerdens eine empfehlenswerte, aber auch aufwühlende Lektüre!

Didaktische Hinweise

Im Zentrum stehen die Lebenswelt und die Probleme junger Leute in der Großstadt: Drogen, Gewalt, Missbrauch sind Kernthemen unserer heutigen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Hier kann der Unterricht anknüpfen und die Problemfelder in Referaten und Projektarbeiten erschließen lassen. Durch die Verknüpfung der Inhalte mit der Entwicklung der Heldin und dem Handlungsgeschehen ist die Motivation in jedem Fall gewährleistet.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Gesundheitsförderung
  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783423714518

Umfang

270 Seiten

Medien

  • Buch