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Antonia Michaelis: Niemand liebt November

Besprechung

November ist eine jener herumgestoßenen Jugendlichen, die niemand haben will. Sie selbst macht es sich und ihrer Umgebung auch nicht leicht, sie tritt und schlägt um sich und hält sich an keine Regeln. An ihrem sechsten Geburtstag verschwinden ihre Eltern und lassen sie allein in einem Haus zurück. Seitdem träumt November davon, sie wiederzufinden und mit ihnen ein idyllisches Familienleben zu führen. Die Realität sieht anders aus. November reißt immer wieder aus Heimen aus, wird von Pflegefamilien „zurückgegeben“ und hat nie einen Ort oder einen Menschen gefunden, bei dem sie bleiben kann und will. Das einzige Wesen, das ihr nah ist, ist ihre Katze, die sie überallhin begleitet. In einer Streichholzschachtel mit der Adresse einer Kneipe sieht November schließlich eine Spur, die sie zu ihren Eltern führen soll. Von ihnen glaubt sie, dass sie sich genauso sehr nach ihr sehnen wie sie sich nach ihnen. Deshalb verlässt November unerlaubterweise ihre betreute Wohngemeinschaft und macht sich auf die Suche nach dem „Bottled“. Sie findet das merkwürdige Lokal und in seinem Besitzer Katja einen Freund, obwohl November ihm das Leben mehr als schwermacht. Wie stets in Antonia Michaelis’ Romanen verschwimmen Traum und Realität immer wieder ununterscheidbar. November sieht mehrmals ein von innen heimelig erleuchtetes Zelt und in ihm sitzt ein lesender Junge, in den sich das Mädchen verliebt. Katja und manchmal auch der Leser wissen, dass dieser Junge nicht existieren kann. Aber November ist es erst möglich, sich von ihm zu lösen, als sie die Wahrheit über ihre Eltern herausgefunden hat. Im Gegensatz zu ihrer Tochter haben die Eltern sie einfach vergessen. Beide glauben, dass der andere das Kind an jenem Tag mitgenommen habe, als sie sich streitend trennten und das Haus verließen. Bis November diese ernüchternde Wahrheit erfährt, muss sie einiges durchmachen und überstehen. Die Bedrohung durch Männer, den Tod ihrer Katze und schließlich auch noch den Mordversuch durch Robby, der so ist wie November: einsam, aggressiv und verzweifelt. Am Ende steht die Hoffnung auf ein gelingendes Leben mit Katja.

Didaktische Hinweise

Der Roman ist in Michaelis’ zauberhafter Sprache geschrieben und wirkt auf den Leser wie ein Sog. Auf der einen Seite stehen die entsetzlichen Erlebnisse mit Männern, von denen sich November sexuell ausbeuten lässt, damit sie Geld bekommt, um ihren Vater in Italien zu suchen. Auf der anderen Seite erlebt November mit Jan eine ideale Liebesbeziehung, und selbst der Leser würde gerne glauben, dass es Jan tatsächlich gibt. Für junge Leser ist Michaelis’ Werk sicherlich eine Herausforderung. Der Unterschied zwischen einem wundervollen Tagtraum und der öden Wirklichkeit dürfte vielen bekannt sein. Im Unterricht lassen sich zahlreiche relevante Themen ansprechen: Liebe und Freundschaft, Einfluss der Erziehung und der familiären Situation auf Kinder, die Phantasie als heilende, aber auch gefährliche Kraft. Der Roman ist auch als E-Book erhältlich. Fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel: u.a. Familien- und Sexualerziehung

Gattung

  • (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Familien- und Sexualerziehung

Erscheinungsjahr

2014

ISBN

9783789142956

Umfang

432 Seiten

Medien

  • Buch