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Yves Grevet: Vront

Besprechung

Yves Grevets Romantrilogie Méto wurde ein Bestseller und war in Deutschland unter anderem für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. In dieser Trilogie schildert der Autor eine dystopische Welt, in der Kinder von ihren Eltern getrennt und für ein tyrannisches Regime herangezogen und dressiert werden.

Auch Grevets neues Jugendbuch ist eine Dystopie, aber ihre Parameter sind unserer Welt sehr viel ähnlicher. Weil Menschen nicht mehr krank und Kinder und Jugendliche vor allen Gefahren geschützt werden sollen, wird die Gesundheit aller Einwohner digital von dem Unternehmen „LongLife“ lückenlos überwacht. Außerdem können Eltern den Aktionsradius ihrer Kinder festlegen. Überschreiten die Kinder ihn, wird ihnen sofort entsetzlich übel, sie bekommen Kopfschmerzen und kehren „freiwillig“ in die ihnen gesteckten Grenzen zurück. Gefährliche Sportarten gibt es nicht mehr, von Kampfsportarten, Drogen und ausschweifenden Partys ganz zu schweigen.

In dieser nahezu keimfreien Welt regt sich Widerstand. Scott und andere Jugendliche wollen die Einschränkungen ihrer Freiheit nicht länger hinnehmen. Sie hacken sich in das System von LongLife und setzen die Überwachung für kürzere oder längere Zeit außer Kraft, sodass sie sich beim Klettern, Schwimmen oder auch beim Erkunden der Welt jenseits ihrer Grenzen ausprobieren und illegale Partys feiern können. Die jungen Menschen nennen ihre Organisation „Vront“; in diesem Kunstwort sind die Wörter „Front“ und „Victory“ zusammengezogen; sie kämpfen für eine bessere Welt und hoffen auf einen Sieg.

Eines Tages wird Scott verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil ein Junge nach einer von Scott organisierten Partys ums Leben gekommen ist; denn die Überwachung durch LongLife war ausgeschaltet und als der Junge in einen Fluss fiel, kam der Rettungswagen zu spät, weil die automatische Übermittlung der gesundheitlichen Daten des Jungen unterbrochen gewesen war.  

Allerdings ist trotz der scheinbar klaren Faktenlage einiges merkwürdig an diesem Prozess und Scott sieht sich bald im Mittelpunkt einer Verschwörung größeren Ausmaßes, in welche die Staatsanwaltschaft, die organisierte Kriminalität und „LongLife“ verwickelt sind. 

Erzählt wird die höchst spannende Geschichte von verschiedenen Figuren. Zunächst von Scotts kleinem Bruder Stan, der sich die Verhaftung seines Bruders, sein verändertes Wesen nach seiner Freilassung und schließlich seinen überraschenden Tod nicht erklären kann und zusammen mit seinen Freunden Sol, Lottie und Lisa auf eigene Faust Nachforschungen anstellt; dann von Scott selbst, der dem Leser die Hintergründe seiner Verhaftung, seiner überraschenden Entlassung aus dem Gefängnis und die Umstände seines vermeintlichen Todes schildert. Weitere Figuren kommen zu Wort und der Leser taucht Schritt für Schritt in diese höchst packende Erzählung ein.

Didaktische Hinweise

Vront ist ein wunderbares Buch, denn Grevet beherrscht sein Handwerk und lässt den Leser auf jeder Seite mitfiebern. Für den Unterricht bietet dieser Roman nicht nur Lesefutter, mit dem vor allem die Jungs – nicht nur wegen der männlichen Hauptfiguren –  begeistert werden können, sondern für die Jahrgangsstufen, für die Juli Zehs Corpus delicti noch nicht in Frage kommt, einen Roman, der das Thema „Freiheit versus Gesundheit“ auf atemberaubende Art und Weise verarbeitet. Gerade weil dieser Gegensatz derzeit schmerzhaft aktuell ist, können mit diesem Werk Jugendliche sowohl zum Lesen als auch zum Nachdenken und Diskutieren angeregt werden. Beim Deutschlandfunk kann ein Podcast-Beitrag vom 16.5.2020 angehört werden.

Gattung

  • (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
  • Science-Fiction

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Medienbildung/Digitale Bildung
  • Politische Bildung
  • Werteerziehung
  • Technische Bildung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783958541498

Umfang

476 Seiten

Medien

  • Buch