Alina Bronsky: Nenn mich einfach Superheld
Besprechung
Der Protagonist in Alina Bronskys Roman “Nenn mich einfach Superheld“ ist der 17-jährige Marek, dessen Gesicht verstümmelt wurde, als er den Angriff eines Kampfhundes auf seine Freundin abwehren wollte. Auch nach mehreren Operationen fühlt er sich immer noch als Zombie, will keine Freunde mehr sehen und wagt sich nur noch nachts mit Sonnenbrille aus dem Haus. Da er sich weigert, die Schule zu besuchen, organisiert seine Mutter für ihn eine sogenannte Lerngruppe, damit er sich zu Hause auf das Abitur vorbereiten kann. Diese Lerngruppe entpuppt sich jedoch als Selbsthilfegruppe, bestehend aus sechs behinderten Jugendlichen und einem Sozialarbeiter. Für Marek ist das gemeinsame Lernen mit der „Krüppeltruppe“ – wie er sie nennt - eine Demütigung. Nicht zuletzt der Sozialarbeiter, den er wegen seiner Gutmensch-Ausstrahlung „Guru“ nennt, ist ihm zuwider. Der einzige Lichtblick ist die zickige Janne, die im Rollstuhl sitzt. Marek und der blinde Marlon sind beide in sie verliebt und erbitterte Konkurrenten um die Gunst des Mädchens. Um eine Dokumentation über das Leben behinderter Jugendlicher zu drehen, verbringt die Gruppe mit ihrem Betreuer eine Woche als Selbstversorger in einem Ferienhaus. Für Marek steht in dieser Zeit der Streit mit seinem Rivalen Marlon im Vordergrund. Als er einen Anruf erhält, dass sein Vater bei einem Bergunfall ums Leben gekommen ist, muss er seinen Aufenthalt überstürzt abbrechen. Obwohl sein Vater schon viele Jahre mit ihrem ehemaligen Au-Pair-Mädchen, mit dem er einen Sohn hat, zusammenlebt, unterstützt Marek gemeinsam mit seiner Mutter seinen Halbbruder Fredi und dessen hilflose Mutter bei den Vorbereitungen für die Beerdigung. Die Beschreibung der Beerdigung bestimmt die zweite Hälfte des Romans und kulminiert schließlich in einer wodkaseligen Beerdigungsfeier, bei der nicht nur Mareks mehrsprachige ukrainische Stiefgroßmutter auftaucht und Akkordeon spielt. Auch „Guru“ mit seiner Gruppe erscheint, um Marek zu unterstützen. Die Hilfsbereitschaft seiner „Krüppeltruppe“ bringt Marek dazu, seine Einstellung zu sich und seinen Mitmenschen zu überdenken. Endlich kann er die Opferrolle, die er seit seiner Verunstaltung eingenommen hat, aufgeben.
Didaktische Hinweise
Der Roman ist in dem für Alina Bronsky typisch lakonischen Ton erzählt. Sie stellt die Situation der behinderten Jugendlichen ungeschönt und ohne Mitleid zu erregen dar. Dennoch hat der Roman in der zweiten Hälfte Längen, die auch das überraschende Ende nicht kompensieren kann. Der Roman „Nenn mich einfach Superheld“ erinnert thematisch an die Roman „Superheld“ von Antony Mc Carten oder an John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Es handelt sich um einen All-Age-Roman, der durchaus zur privaten Lektüre zu empfehlen ist. An den Debütroman "Scherbenpark“ der Autorin reicht er jedoch nicht heran.
Gattung
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
Erscheinungsjahr
2013ISBN
9783462044621Umfang
238 SeitenMedien
- Buch