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Alois Prinz: Das Leben der Simone de Beauvoir

Besprechung

Alois Prinz, der begnadete Verfasser von Biografien ganz unterschiedlicher Persönlichkeiten, stellt Simone de Beauvoir als Philosophin vor, der es am wichtigsten ist, frei zu sein. 1908 in Paris geboren, wächst sie wohlbehütet auf, bis ihre Eltern verarmen und sie aus der großzügigen Wohnung ausziehen und ihren recht feudalen Lebensstil aufgeben müssen. Schon während der Schulzeit beginnt sie an der tradierten Moral und den strengen religiösen Vorstellungen, denen vor allem ihre Mutter anhängt, zu zweifeln und sehnt sich nach einer Befreiung aus ihrem Leben, das ihr mehr und mehr wie ein Käfig vorkommt. Dabei stellt Prinz einige Schlüsselerlebnisse vor, die dazu beitragen, dass sie immer mehr ein eigenverantwortliches Leben führen möchte, in dem sie sich eigene Ziele setzt. Während der Zeit ihres Studiums an der Sorbonne lernt sie eine elitäre Gruppe von Männern kennen, die sich auffällig von den anderen absondert. Ihr Anführer ist Jean-Paul Sartre, der ihr Lebensthema „Freiheit“ philosophisch bearbeitet: „Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein.“, ist sein markantestes Diktum. Zu diesem Freiheitsverständnis gehört es, sich der eigenen Freiheit zu stellen und selbst etwas mit dem eigenen Leben zu machen, was zuvor von anderen dominiert und bestimmt wurde. Freiheit bedeutet laut Sartre auch zu erkennen, dass es keine absoluten Werte gibt und dass man dem Leben selbst einen Sinn geben muss; sich der Verantwortung für das eigene Leben stellen muss. Simone de Beauvoir lebt diese Gedanken und „wirft“ sich ins Leben: In kürzester Zeit legt sie die anspruchsvollsten Prüfungen mit großem Erfolg ab und darf anschließend als Lehrerin tätig sein, was ihr ein eigenes Einkommen und damit auch eine ökonomische Freiheit ermöglicht. Mit Sartre schließt sie einen Pakt ab, an den sich die beiden ihr ganzes Leben lang halten: Sie gehen keine bürgerliche Ehe ein, sondern leben eine offene Beziehung ohne Zwang und Gewohnheit, in der sie sich mit schonungsloser Offenheit begegnen. Kinder schließt sie für sich ebenso aus wie ein bürgerliches Leben in einer eigenen Immobilie; vielmehr zieht sie ein Leben in Hotels vor. Sexuelle Partnerinnen und Partner wechselt sie häufig: Berauscht von dieser so hart erkämpften persönlichen Freiheit wird ihr und Sartre erst spät klar, dass sie lange politisch blind agiert haben. Sie kommen zu der Erkenntnis, dass der Ruf nach Freiheit auch zu politischem Handeln führen muss. Während des Kriegs wird ihr klar, dass die totale Freiheit nicht existiert, da das Leben auch von Ereignissen bestimmt wird, auf die wir Menschen keinen Einfluss haben. In die Geschichte ist Simone de Beauvoir mit ihrem Satz aus dem Buch „Das zweite Geschlecht“ eingegangen, man komme nicht als Frau zur Welt, sondern man werde es. Sie wurde damit zur Frontfrau der Emanzipationsbewegung und schloss sich aktiv den Frauenrechtlerinnen an, nachdem sie verstehen musste, dass sich durch die Veränderung der Gesellschaft die Lage der Frauen nicht automatisch verbessert. Ausführlich wird ihr Verhältnis zu Sartre auch in seinen letzten Lebensjahren und ihr eigenes Lebensende dargestellt. 

Didaktische Hinweise

Im Unterricht lässt sich die Biografie hervorragend einsetzen, wenn es um die Erarbeitung der Philosophie des Existentialismus, der Thematisierung des Freiheitsbegriffs, die Besprechung der Situationsethik im Unterschied zu anderen ethischen Modellen und die philosophische Behandlung des Widerstand-Dilemmas geht. Insofern kann die Biografie zur Unterrichtsvorbereitung für Lehrkräfte genauso hergenommen werden wie als Materialgrundlage für Schülerreferate oder W-Seminararbeiten. Denkbar wäre auch eine kreative Transformation des Textes in eine graphic novel oder die Konzeption einer Ausstellung kombiniert mit einer Lesung: Alois Prinz ist schon häufiger an Schulen mit ansprechenden Lesungen in Erscheinung getreten.

Mit dieser Lektüre wird das Ziel für nachhaltige Entwicklung Geschlechtergleichheit (5) thematisiert. Simone de Beauvoir kann als Vorreiterin der Frauenrechte gesehen werden.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts
  • Philosophie, Religion, Menschsein

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Philosophie

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Werteerziehung
  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783458682509

Umfang

277 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book