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Agnes Hammer: Regionalexpress

Besprechung

Wie kann aus einem ganz normalen Jugendlichen ein extremistischer Attentäter werden? Wieso radikalisieren sich manche junge Menschen, vorzugsweise Jungen, die in ihrem früheren Leben Klaus, Jürgen oder eben Max - wie der Held des Buches - heißen, Deutsche ohne muslimischen Hintergrund, so sehr, dass sie zu tickenden Zeitbomben für Mitmenschen werden? Diese Fragen beantwortet Agnes Hammer in ihrem neuen Romane „Regionalexpress“ auf eigene Weise mit einem klaren: ganz einfach!Im Mittelpunkt des „Krimis“ steht die Entwicklung und Radikalisierung von Max, der ohne Freunde und ohne Perspektive Kartoffelchips mampfend vor Bildschirmen seine Zeit totschlägt. Dieser Junge ist tief unglücklich und ohne Halt in seinem Leben, zumal auch die Eltern völlig ausfallen. Sie schweben in esoterischen Sphären, sind selbstbezogen und schaffen es nicht einmal ansatzweise, für Max und seine Schwester Paula da zu sein. Erst als der Junge im Zug einem muslimischen Jugendlichen, der von Nazis angepöbelt wurde, schlagkräftig zur Seite steht, tritt eine Wendung in seinem Leben ein. Durch die Freundschaft mit Adil, dem Jugendlichen aus dem Zug, erwacht in der Hauptfigur eine unbestimmte Sehnsucht nach einem erfüllten und sinnvollen Leben, das er im Umfeld einer Moschee zu finden glaubt. Fasziniert und begeistert schließt er sich schon bald radikalen Muslimen an, lernt Arabisch und beginnt seinen gleichgültigen Alltag und sein Umfeld zu hassen. Beobachtet wird sein Treiben von einem ausgebrannten und vom Verlust der Ehefrau gebeutelten Verfassungsschützer, der über Umwege auf die Machenschaften im Dunstkreis der Moschee aufmerksam wird. Dessen verkorkste Lebensgeschichte, aber auch das Verhalten von Max´ Schwester, die sich unglücklich in den neuen muslimischen Freund des Bruders verliebt, werden mit der Haupthandlung geschickt verwoben und führen zu einer ebenso glaubwürdigen wie vielschichtigen Erzählung. Die traurige Geschichte lebt weniger von einer krimiartig sich zuspitzenden Handlung als vielmehr davon, dass alle Beteiligten einsam und unzufrieden mit ihrem Leben sind, aber keinen rechten Ausweg finden. Auch wenn die Radikalisierung des Jungen nicht überzeugend ergründet wird und nur ganz vage Andeutungen für dessen Sinneswandel gemacht werden, bekommen die Hauptpersonen, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird, ihre je eigene Rolle innerhalb des Geschehens. Ihr Schicksal lässt den Leser nicht unberührt, vor allem an Max und dessen verpfuschtes Leben denkt man noch lange. „Regionalexpress“ von Agnes Hammer ist ein eher nachdenklicher Krimi, der von authentischen Figuren geprägt wird, deren Scheitern unter die Haut geht.

Didaktische Hinweise

„Regionalexpress“ ist aufgrund der spannenden Handlung und der interessanten Erzählsituation als Klassenlektüre geeignet. Vorsicht ist jedoch geboten aufgrund der heiklen Thematik islamistisch motivierter Gewalttaten, wenngleich das Buch keinerlei Urteile oder Wertungen enthält, die Polemiken begünstigen könnten.

Alle hier rezensierten Werke von Agnes Hammer

Gattung

  • (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Interkulturelle Erziehung

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783839001301

Umfang

272 Seiten

Medien

  • Buch