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Jan de Leeuw: Das Schweigen der Eulen

Besprechung

Jan de Leeuws Debütroman erzählt aus der Sicht des 13-jährigen Arnoud die Geschichte des kleinen Dorfes Demmstervelde in Flandern, das im Zweiten Weltkrieg eine schreckliche Tragödie erleben musste. Viele Orte erlitten damals blutige und sinnlose Schlachten. Die Tragödie des Dorfes aber verbirgt ganz unterschiedliche Spuren, die die Dorfgemeinschaft bis heute belasten.

Als Arnouds Großmutter stirbt, erbt er ein altes Nähkästchen, in dem er die an ihn adressierte Lebensbeichte seiner Großmutter entdeckt. Sie erzählt von ihrer Beziehung zum Großvater und von dem Tag, als er von den Deutschen 1942 zusammen mit neun weiteren Dorfbewohnern auf dem Dorfplatz erschossen wird. Arnouds Vater weiß, dass sein Vater im Dorf als Held bezeichnet wird, denn er opferte sich damals, offensichtlich um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Doch die wahren Hintergründe kennt er nicht. Die Großmutter, die ihren Enkel kaum kannte, vertraut nur Arnoud die Wahrheit an, in der Hoffnung, dass er damit umgehen kann, und mit dem Wunsch, dass er die Vergangenheit begreift, seine eigenen Wurzeln entdeckt und sich aus der Schuld befreien kann. Arnoud begibt sich im Dorf auf Spurensuche und erfährt so wohl als einziger die ganze Wahrheit. Doch Arnoud beschäftigt sich nicht nur mit der Vergangenheit. Er lernt im Dorf das Mädchen Rebecca kennen und geht mit ihr zusammen auf Streifzüge. Rebecca, ein recht freizügiges Mädchen, das sich in den Ornithologen Titus verliebt hat, bringt Arnoud ganz schön durcheinander. Durch sie erfährt er einiges über die Liebe, aber auch vieles über Eulen, denn Titus betreut im Dorf ein Vogelschutzprojekt und möchte Eulen ansiedeln. Diese aber können nur dort leben, wo die Natur mit sich im Reinen ist. Durch Arnouds Beschäftigung mit der Vergangenheit bringt er auch im Dorf wieder mehr „ins Reine“. Das Miteinander im Dorf wird so vielleicht doch möglich. Arnoud wirkt sehr frühreif in seinen Aussagen; ja manchmal kann man kaum glauben, dass dieser 13-jährige Junge so viel Einsicht und kluge Erkenntnisse in sich trägt. Mit Selbstironie spielend, erzählt Arnoud mit erstaunlicher Leichtigkeit von der tragischen Familiengeschichte. Es gelingt ihm, dem Leser plausibel zu machen, dass es wichtig ist, sich mit Geschichte, mit seiner Geschichte zu beschäftigen. Arnoud wird mit einem Eifersuchtsdrama, mit Schuldzuweisungen, Wut, Trauer, Verrat, Geldgier und einem Kunstraub konfrontiert, wächst dabei über sich hinaus und findet seinen Weg ins Erwachsenenleben. Das Buch eignet sich durchaus als spannende und zugleich ergreifende Hintergrundlektüre zum Thema „Zweiter Weltkrieg“. Der Deutschlandfunk setzte das außergewöhnliche Buch im Februar 06 auf seine Bestenliste, Radio Bremen nahm es in seine Kinder- und Jugendbuchliste auf. Die ZEIT schreibt in ihrer Ausgabe Nr. 12 vom 16.03.06: „´Das Schweigen der Eulen´ ist als Jugendbuch erschienen. Es ist ein großartiges Jugendbuch. Weil wir im peinlich zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur trennenden Deutschland leben, besteht freilich die Gefahr, dass übersehen wird, was es sonst noch ist: ein großartiges Buch.“

Didaktische Hinweise

Lehrplanbezug Realschule/Gymnasium: D 9.4, 10.4, 11.4

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2006

ISBN

9783806751072

Umfang

256 Seiten

Medien

  • Buch