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Friedrich Dürrenmatt: In den Verliesen der Wirklichkeit

Besprechung

Der schöne Band enthält in der chronologischen Abfolge der Entstehung Erzählungen aus den 40er-Jahren bis 1985, die einen interessanten Querschnitt durch das Prosa-Schaffen Dürrenmatts geben: „Der Hund“, „Pilatus“, „Der Tunnel“, „Die Panne“, „Der Brudermord im Hause Kyburg“, „Abu Chanifa und Anan ben David“, „Das Sterben der Pythia“, „Der Auftrag“, „Der Tod des Sokrates“, „Selbstgespräch“. Neben den immer wieder im Unterricht besprochenen Meistererzählungen lenkt die Auswahl den Blick des Lesers auch auf Dürrenmatts verfremdenden Umgang mit der literarischen Tradition, etwa in „Pilatus“ oder in der komödiantischen Erzählung „Der Tod des Sokrates“. Eine Aufhebung der Ringparabel im Absurden bietet der Wettstreit der islamischen und jüdischen Gelehrten Abu Chanifa und Anan ben David, als deren abschließende Weiterung das hypothetische „Selbstgespräch“ des namenlosen Gottes gesehen werden kann. Für alle Erzählungen kann gelten, was die mythenzerstörerische Pythia gegenüber Pannychis äußert: „Wir befanden uns beide derselben ungeheuerlichen Wirklichkeit gegenüber, die ebenso undurchschaubar ist wie der Mensch, der sie herbeiführt“ (S. 214). Diese Erzählung enthält ebenso wie „Der Auftrag“ nach Peter von Matt die schärfste Leserprovokation. Sein kluges Nachwort stellt er unter den Titel „Spiel und Erkenntnis“. Er schließt mit der rhetorischen Frage: „Ist Dürrenmatts Lebenswerk etwas anderes als beides zugleich?“

Didaktische Hinweise

Eine schöne Ausgabe und gelungene Auswahl für die Lehrer- und Kollegiatenbibliothek!

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 12 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2004

ISBN

9783717520563

Umfang

379 Seiten

Medien

  • Buch