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Salman Rushdie: Joseph Anton

Besprechung

Im Jahr der Verfilmung der „Mitternachtskinder“ erscheint „Die Autobiographie“ des Autors unter einem Namen, der sich aus Joseph Conrad und Anton Tschechow zusammensetzt und den er auf Drängen der Polizei als Decknamen gewählt hatte. Rusdie berichtet über sein Leben in Er-Form. Bei der Lektüre der dramatischen Ereignisse besonders kurz nach dem „Urteil“ des Ayatollah versteht man, dass er diese künstliche Distanzierung brauchte. Schließlich geht es neben der politischen Seite auch um Menschen, in deren Leben massiv eingegriffen wurde, ohne Selbstmitleid kann die Aufarbeitung nicht vonstatten gehen. Rushdie versucht durch die Entfernung von seiner Person auch kritisch zu sehen, wie er sich selbst in manchen Situationen verhalten hat.

Rushdie erzählt seine Kindheit, die Schul- und Studienzeit in England, die ihm , obwohl er als Dreizehnjähriger auf eigenen Wunsch Bombay verlassen hatte, viele Probleme bereitete, die mit Integration, aber auch mit Außenseitertum zu tun hatten. 1989, nach dem Erscheinen der „Satanischen Verse“, verhängt Ayatollah Khomeini ein Todesurteil über ihn, er kann nicht nach Hause zurückkehren und wird unter Polizeischutz gestellt, der erst 2002 aufgehoben wird. Mit seinen Bewachern wechselt er oft nach wenigen Tagen oder Wochen von Wohnort zu Wohnort. Seinen Sohn kann er nur auf Verabredung und unter Bewachung sehen. Seine schon vor dem Ende stehende Ehe zerbricht während der Flucht, Freunde verlassen ihn, andere erweisen sich als treue Helfer in der Not. Seine Bücher werden verbrannt. Durch die lange und detailreiche Erzählung zieht sich der Konflikt zwischen Todesangst und dem Bedürfnis nach Freiheit der Meinungsäußerung. Derartige Biographien glaubte man nach 1945 nur mehr als historisch lesen zu müssen, hier erfährt man, dass nur die Lager gewechselt haben.

Didaktische Hinweise

Ausschnitte können eine Unterrichtseinheit zum Thema „Freiheit der Meinungsäußerung“ oder „Literatur im Zeichen von Diktaturen“ zusammen mit Zeugnissen aus der ehemaligen DDR und dem Nationalsozialismus illustrieren.

Alle hier rezensierten Werke von Salman Rushdie

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783570101148

Umfang

720 Seiten

Medien

  • Buch