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Patrick Modiano: Im Café der verlorenen Jugend

Besprechung

Der 2007 in Frankreich erschienene und jetzt von Elisabeth Edl übersetzte Romane von Patrick Modiano spielt in den frühen 60er-Jahren. Jacqueline, genannt Louki, ist eine von den jungen Stammgästen im Condé, einem Pariser Café in der Nähe des Odéon. Sie ist die Hauptperson, aber nur in einem der vier Kapitel erzählt sie selbst. Außer ihr kommen zu Wort ein ehemaliger Student der Ecole des Mines, ein von Loukis Mann engagierter Privatdetektiv und ihr Freund Roland, ein erfolgloser Schriftsteller. Modianos Erzählung mit autobiografischen Elementen lässt eine traurige Stimmung entstehen. Das Paris ist das der Midinettes, der armen Leute eher als der Reichen aus Neuilly, wo Louki kurz mit ihrem Mann lebte, das der wechselnden „zones neutres“, in denen man sich eher versteckt, als dass man sie bewohnt. Alle Erzähler tragen zu Loukis Bild bei, das aber unbestimmt bleibt. Einmal wird ihr Äußeres anhand von zwei Automatenfotos beschrieben, die der Detektiv vom Ehemann bekommt. Am Schluss erfährt der Leser gleichzeitig mit Roland, dass sie keinen Platz im Leben gefunden, es schließlich durch einen Sprung aus dem Fenster beendet hat. Es ist der Schriftsteller Roland und mit ihm ein wenig wohl Modiano selbst, der von den Wunden seiner Kindheit spricht, die endlich geheilt sind, gerade als ihm andere Gäste des Condé berichten, was mit Louki geschehen ist. Jacqueline „du Néant“ nennt Louki sich am beziehungsvollen Ende ihres Kapitels, in dem sie einen Spaziergang auf die Butte Montmartre mit dem auf einer Klippe vergleicht, von der sie sich stürzt, um das Glück des schwerelosen Schwebens zu erleben. Die verlorene Jugend im doppelten Sinn des Wortes ist das Thema der Erzählung : sie ist vorbei und als sie noch da war, fühlten die jungen Leute sich voller Sehnsucht, aber ohne wirklichen Halt. Rolands Motiv in seinen Texten ist die Ewige Wiederkehr.

Didaktische Hinweise

Man kann die Übersetzung mit der Originalfassung vergleichen und untersuchen, wie die bekannte und vielfach preisgekrönte Übersetzerin Elisabeth Edl die leise und melancholische Erzählung wiedergibt. Man kann sich fragen, warum sie zwischen Perfekt und Imperfekt wechselt, obwohl die beiden Zeiten doch im Französischen andere Funktionen haben. Man kann auch der Geographie des Romanes folgen und die Viertel von Paris, in denen der Romane spielt, charakterisieren lassen. Die Motive der „Zones neutres“, so der Titel von Rolands Werk, an dem er arbeitet, als Louki zu ihm zieht, und des „Eternel Retour“ sind zu untersuchen.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Französisch

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783446238565

Umfang

158 Seiten

Medien

  • Buch