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Patrick Modiano: Unsichtbare Tinte

Besprechung

Der Auftrag, eine verschwundene Person zu suchen, führt den Erzähler auf sich selbst zurück. Es ist eigentlich wie immer bei Modiano: Eine dem Autor nicht unähnliche Person begibt sich auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit, nur dieses Mal außer in Paris auch in Annecy, ja sogar in Rom. Man nimmt außerdem zur Kenntnis, dass nicht nur analog geforscht wird. Doch hilft das Internet „kein bisschen“. Die Nachforschungen führen den Ich-Erzähler auf eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit. Aus seiner ersten Anstellung und einem Auftrag seines Chefs blieb ihm ein Karteiblatt, das auf ein verschwundene Person hinweist, die Noëlle Lefebvre heißen soll, und ein Ausweis, mit dem er versuchen sollte, postlagernde Briefe abzuholen. Jahrzehnte später nimmt er die Suche wieder auf, findet, durchforscht das Adressbuch der Frau und trifft eine Menge Menschen, auch aus zwielichtigem Milieu, die sich kaum an die Gesuchte erinnern oder sie nie gekannt haben. Die wenigen Fährten verlieren sich und doch kommt er dieser Noëlle näher als zuvor. Oder ist es eine Täuschung? Was ist die Wahrheit, was verbirgt sich hinter der Geschichte voller Leerstellen? Paradox ist, dass der Erzähler, so sagt er selbst, um die Wahrheit herauszufinden, lügen muss. Wenn man jedoch Gedächtnislücken hat, „so stehen alle Einzelheiten deines Lebens irgendwo geschrieben, mit magischer Tinte.“ Die Unzuverlässigkeit der Erinnerung, die Leerstellen und unterbrochenen Spuren, die ein Mensch hinterlässt, sind Modianos Thema auch in diesem schmalen Roman.

Didaktische Hinweise

Auszüge aus der Rede Modianos zum Nobelpreis, den er 2014 erhielt, beziehen sich auf das Gesamtwerk und erhellen auch die Rolle dieses Romans. Modiano ist nach dem Krieg geboren und hat erlebt, wie aktiv das Vergessen der Rolle Frankreichs bei der deutschen Besatzung betrieben wurde und wie lange es gedauert hat, bis der aus dem angeblich unveränderten Alltag verschwundenen jüdischen Mitbürger gedacht wurde. Der Roman „Dora Bruder“ befasst sich direkt mit diesem Thema. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe können die wie immer flüssige und stimmige Übersetzung von Elisabeth Edl mit dem Original vergleichen.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Französisch
  • Deutsch

FÜZ

  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783446269187

Umfang

142 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch