Sophie Jordan: Rhapsodie in Schwarz / Infernale Bd.2

Besprechung

Davy ist HTS-Träger, sie hat also das Mördergen in sich. Deshalb wurde sie aus ihrer perfekten Welt geworfen und wie eine Mörderin behandelt. Sie landet in einem Lager, aus dem sie am Ende des ersten Bandes zusammen mit Sean, ihrem Freund, flieht. Der zweite Band setzt genau dort ein. Doch Davy, aus deren Perspektive erzählt wird, und Sean haben sich entfremdet. Grund ist, dass Davy im Lager gezwungen wurde, einen unschuldigen Mann zu töten, um Seans Leben zu retten. Dieser Mord lässt sie nicht los. Als sie zusammen über einen Grenzfluss nach Mexiko fliehen wollen, wird sie angeschossen und ans amerikanische Ufer zurückgetrieben. Dort wird sie von Caden, dem Anführer einer Träger-Widerstandsgruppe, aufgegriffen und gerettet. Die zwei verlieben sich auf Anhieb, aber es ist ein stetes Hin und Her, in dem sich Davy mal für, mal gegen ihn entscheidet. Aus der durchaus fesselnden Dystopie (mit Liebesgeplänkel) des ersten Bandes ist eine Liebesschnulze geworden. Caden rettet Davy mehrmals das Leben, Davy ihrerseits hadert sehr, ob sie sich auf Caden einlassen soll - sie schmilzt geistig dahin, während ihr Verstand sie warnt, sich nochmals zu sehr auf jemanden einzulassen. Ihr wird die klassische Opferrolle zuteil, in der sie einmal angeschossen und zwei Mal fast ermordet wird. Die im ersten Band verfolgte Idee, dass ein Zusammenhang zwischen bestimmten Erbanlagen und kriminellem Verhalten besteht, wird bloßes Setting. Im zweiten Band tauchen - wie im ersten auch – immer wieder Bestimmungen und Nachrichten auf, die die aktuelle Lage für die HTS-Träger im Jahr 2022 beschreiben. Warum die Politik nun eine Wende einschlägt, ist unklar. Es wird nur mitgeteilt. Schade also, dass das Potenzial des ersten Bandes nicht genutzt wird.