Nick Abadzis; Giorgia Sposito, Eleonora Carlini (Illustr.): Doctor Who - Die Sünden des Vaters
Besprechung
Doctor Who zählt zu den bekanntesten Science-Fiction-Serien Großbritanniens. Seit seiner Erstausstrahlung im Jahr 1963 hat das Format Kultstatus erreicht und prägt bis heute die britische wie auch internationale Popkultur. Neben den TV-Episoden entstanden zahlreiche Romane und grafische Novellen. Nachfolgend wird der Band „Die Sünden des Vaters" exemplarisch besprochen.
Der Doktor, der sein Aussehen und seinen Körper immer wieder wechseln kann und bereits mehrere Jahrhunderte alt ist, reist mit seinem Raumschiff Tardis – das äußerlich wie eine blaue Telefonzelle aussieht – durch Zeit und Raum. In diesem Band verschlägt es ihn gemeinsam mit seinen Begleiterinnen Gabby und Cindy ins New Orleans der Jazz-Ära. Dort stoßen sie auf die rätselhafte Bedrohung der Nocturnes, Kreaturen, die durch Musik entstehen und kontrolliert werden. Gabby und Cindy übernehmen dabei eine zentrale Rolle: Sie spiegeln die Sichtweise des Publikums, stellen entscheidende Fragen und bringen eine menschliche Perspektive in die Handlung ein. Dadurch verleihen sie der oft überlegenen Haltung des Doktors emotionale Tiefe und schaffen wichtige Identifikationsmöglichkeiten. Im weiteren Verlauf unternimmt der Doktor eine Zeitreise, die ihn zu einer Begegnung mit Anubis führt, der erneut versucht, seine Macht über die Menschheit auszudehnen. Thematisch verhandelt die Novelle Fragen nach Schuld, Verantwortung und der ambivalenten Wirkung von Musik als Mittel der Befreiung wie auch der Manipulation. Die Verbindung von Science-Fiction-Elementen, mythologischen Anspielungen und ethischen Fragestellungen macht die Erzählung vielschichtig und spannend.
Der grafische Stil überzeugt durch klare Linien und kräftige Farben. Ausdrucksstarke Figuren mit lebendiger Mimik und Gestik verleihen den Szenen Dynamik. Abwechslungsreiche Panelaufteilungen sorgen für Tempo in actionreichen Passagen, während großformatige, detailreiche Bilder Ruhe und Intensität schaffen. Besonders eindrucksvoll sind die Darstellungen der Musik als Bedrohung: Leuchtende Effekte und starke Kontraste lassen ihre Gefährlichkeit unmittelbar spürbar werden. Zusammenspiel von Sprache und Bildsprache erzeugt eine atmosphärisch dichte Wirkung. Zwar setzen manche Passagen Vorwissen über die Serie voraus, doch bleibt die Novelle insgesamt auch für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger zugänglich. Abgerundet wird der Band durch ein Interview mit der Übersetzerin.
Didaktische Hinweise
Die grafische Novelle eignet sich gut für den Einsatz im Englisch- oder Deutschunterricht (z. B. im bilingualen Unterricht) ab der 8. Klasse. Vor allem an Gymnasien und Realschulen kann sie Lesemotivation fördern, da die Geschichte spannende Unterhaltung mit Themen wie Schuld, Verantwortung, kultureller Identität und moralischen Entscheidungen verbindet.
Im Unterricht kann die Lektüre in drei Phasen gegliedert werden. Vor dem Lesen sammeln die Schülerinnen und Schüler zunächst Informationen zur Figur des Doktors sowie zu seinen Begleiterinnen Gabby und Cindy und recherchieren Hintergründe zu Doctor Who. Anschließend erstellen sie ein Mindmap zum Thema „Musik und Macht“, um erste Assoziationen zu entwickeln. Zum Schluss formulieren sie Vermutungen über den Inhalt anhand von Cover und Titel und beziehen ergänzend die Bild- und Textinformationen auf der Buchrückseite ein.
Während des Lesens konzentrieren sich die Schülerinnen und Schüler auf die Analyse der Bildsprache: Sie identifizieren Panels, in denen Musik und visuelle Elemente die Handlung prägen. Parallel beobachten sie die Entwicklung der Begleiterinnen Gabby und Cindy und skizzieren deren Veränderungen im Verlauf der Geschichte. Zudem halten sie die Orts- und Zeitwechsel in einer Zeitleiste fest und markieren besonders die Szenen mit Anubis.
Nach dem Lesen reflektiert die Klasse gemeinsam die Frage, ob Musik befreiend und zugleich manipulierend wirken kann. Darüber hinaus verfassen die Schülerinnen und Schüler eine alternative Szene, in der die Nocturnes ohne das Eingreifen des Doktors besiegt werden. Abschließend ziehen sie Parallelen zwischen mythologischen Figuren wie Anubis und deren Bedeutung in der modernen Popkultur.

Gattung
- Comics, Comic-Romane, Graphic Novels
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Musik
FÜZ
- Kulturelle Bildung
Erscheinungsjahr
2018ISBN
9783741609923Umfang
128 SeitenMedien
- Buch
- E-Book