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Jens Rassmus: Juhu, LetzteR! Die neue Olympiade der Tiere

Besprechung

Das Bilderbuch „Juhu, LetzteR!“ von dem deutschen Kinderbuchautor Jens Rassmus ist ein humorvolles, aber zugleich auch nachdenkliches Werk darüber, nicht immer die/der Beste sein zu müssen. Nach einer wie immer langweiligen Olympiade, bei der alle zuschauenden Tiere einschliefen und der Elefant deswegen gar einen Unfall verursachte, sind sich die Tiere einig, dass dieser schon „gefährlichen Langeweile“ endlich begegnet werden muss. Nach einer innovativen Regeländerung treten im Anschluss in einer Reihe von neuen Wettkämpfen Tiere gegeneinander an, um zu verlieren und damit auf dem „ersten“ Platz zu landen. Oder um es in den Worten der Zwergmaus zu sagen: „Ab jetzt gewinnen immer die, die verlieren“. Hierbei stellt sich für einige Sportlerinnen und Sportler heraus, dass absichtlich Letzter zu werden schwieriger ist, als sie erwartet haben und somit die ein oder andere Sensation die Sportveranstaltung zu einem echten Spektakel für alle Zuschauerinnen und Zuschauer macht. Auf der Jagd nach dem schlechtesten Ergebnis werden auch manche der früheren Dauergewinner sehr kreativ, um die Konkurrenz auszustechen. Ihren Titel verteidigen können sie trotzdem nicht.
Der Autor erzählt mit Witz und Leichtigkeit, sodass die Geschichte auch für jüngere Kinder verständlich und ansprechend ist. Erwachsene werden sich beim Vorlesen in einem erfrischenden Kontrast gegenüber einer zu eintönigen Fußballliga wiederfinden. Die großformatigen Illustrationen wirken lebendig, farbenfroh und sind voller liebevoller Details, die zum Entdecken und auch freiem Erzählen einladen. Im Kontrast dazu stehen schwarz-weiße Strichzeichnungen, die zentrale Elemente der Handlung zeigen und damit die Verständlichkeit der Geschichte gerade auch für leseschwache Kinder zusätzlich erhöht.
Das Buch vermittelt auf kindgerechte Weise eine wichtige Botschaft: Erfolg bedeutet nicht immer, die/der Erste zu sein – manchmal liegt das Glück im eigenen Tempo, den persönlichen Fortschritten sowie dem Genießen des Weges dorthin. „Juhu, LetzteR!“ eignet sich wunderbar zum Vorlesen und regt anschließend beispielsweise zum Gespräch über Leistung und Selbstwert an.
Der sprachliche Stil ist einfach, klar und kindgerecht, mit viel Witz und Wiederholung, sodass auch jüngere Zuhörer gut folgen können. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab etwa 5 Jahren, also kann es beispielswiese gut in einer ersten Klasse vorgelesen werden. Ab etwa der dritten Klassenstufe kann es auch selbst gelesen werden.

Didaktische Hinweise

Das Bilderbuch eignet sich hervorragend für den Einsatz im Grundschulbereich, da es zentrale und für diese Altersstufe emotional bedeutsame Themen wie Leistung, Selbstwertgefühl und Freude am eigenen Tempo anspricht. Kinder erleben in der Geschichte, dass nicht nur das Gewinnen zählt, sondern auch der Weg und das eigene Erleben von Fortschritten wertvoll sind und Spaß machen können. Für den Unterricht liefert die Geschichte damit wichtige Gesprächsanlässe: Welche Gefühle entstehen, wenn man nicht die/der Erste ist? Muss man immer gewinnen? Was bedeutet Erfolg (oder Misserfolg) für mich persönlich? Über Rollenspiele oder kleine Gesprächsrunden können die Kinder ihre eigenen Erfahrungen austauschen sowie über ihre Gefühle dabei sprechen und Empathie entwickeln. Das Bilderbuch könnte auch als Anlass dienen, das beispielsweise durch soziale Medien verstärkte Perfektionsstreben zu thematisieren und bereits individuelle Entwicklungsfortschritte als bedeutsame Erfolge herauszustellen. Gespräche hierüber würden sich im Heimat- und Sachunterricht (LB 1.2 „Leben in einer Medien und Konsumgesellschaft“) sowie in Ethik anbieten.

Gattung

  • Bilderbücher

Eignung

themenspezifisch geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 1 bis 4

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (ev)

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Soziales Lernen
  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

978370742372

Umfang

64 Seiten

Medien

  • Buch