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Marie Ndiaye: Ladivine

Besprechung

Clarisse ist eigentlich Malinka. Sie hat ihren Namen geändert, Richard Rivière geheiratet und eine Tochter bekommen. Außer dass sie diese nach ihrer Mutter Ladivine nennt, gibt es in ihrem neuen Leben nichts, was an ihre Herkunft erinnert. Ihre Besuche bei der Mutter einmal im Monat sind die einzige Verbindung, die Mutter weiß nichts von ihrer Enkelin und deren Vater. Ihre seltsame Distanziertheit und Neutralität, was moralische Fragen angeht, scheinen am Ende stärker als ihre Liebenswürdigkeit unterbewusst die Ehe zu belasten: Richard verlässt eines Tages Clarisse und zieht nach Annecy. Clarisse beginnt später eine Beziehung zu einem Mann, der eine kriminelle Vergangenheit hat. Ihn stellt sie ihrer Mutter vor. Eines Tages erfährt diese aus der Zeitung, dass ihre Tochter von dem Mann ermordet wurde. Im Mittelpunkt des mittleren der drei Teile des Romans steht die Enkelin Ladivine. Sie hat einen Deutschen geheiratet, der bei Karstadt Uhren verkauft, lebt in Berlin und hat zwei Kinder. Eines Sommers beschließen sie und ihr Mann, statt zu den Eltern und ans Meer zu fahren, Urlaub in einem fremden afrikanischen Land zu machen, das Richard seiner Tochter empfohlen hat. Dort beginnt ein seltsamer Spuk: Die Koffer der Familie verschwinden, später tragen Fremde Kleidungsstücke daraus, ein Hund verfolgt Ladivine, sie erzählt realistisch von einer Hochzeit, auf der sie nicht war, aber dennoch von anderen Leuten gesehen wurde. Von der Hitze und dem Aufenthalt im Hotel ohne nennenswerte Beschäftigung erschöpft, stößt Ladivines Mann Marko einen jungen Mann, mit dem die Familie sich angefreundet hat, im Affekt vom Balkon. Ladivine kannte ihren Mann bisher als liebenswürdig und ruhig. Später taucht der tot Geglaubte wieder auf. Der dritte Teil ist aus Richards Sicht erzählt. Er ruft nach eineinhalb Jahren seine Tochter an und erfährt, dass sie nicht von der Urlaubsreise zurückgekommen ist. Das scheint ihn nicht zu irritieren, er ist sich sicher, dass sie etwas sucht, was Klarheit über Clarisse bringen wird. Richard lebt mit einer Frau gleichen Namens, mit der er vor allem wegen der Namensgleichheit zusammen ist, und deren dicken Sohn, den er nicht mag. Am Ende steht die Verhandlung gegen Clarisses Mörder, bei der sich ihre Mutter und Richard treffen. Vor dem Gerichtssaal steht ein Hund. Ist er die verwandelte Enkelin? Das bleibt offen, wie zahlreiche surreale und mystische Elemente des Romans. Eine zentrale Rolle spielt die Verleugnung der Mutter, die „Dienerin“ und einmal „die Negerin“ genannt wird und als alleinerziehende Mutter ihr Kind und sich durch Reinigungsarbeiten ernährt. Clarisse verspürt ein tiefes Schuldgefühl ihrer Mutter gegenüber.

Didaktische Hinweise

Die Innenperspektive des gesamten Romans wird durch die personale Erzählweise aus der Sicht vor allem der weiblichen Figuren erreicht. Die Übersetzung von Claudia Kalscheuer folgt dem Original sehr genau, ein Vergleich einiger Textstellen wäre interessant. Die Struktur des dreiteiligen Romans, die autobiografischen Elemente und ein Vergleich mit einem anderen Roman, zum Beispiel „Un temps de saison“, das ähnlich surreale Element hat, könnten Thema sein.

Alle hier rezensierten Werke von Marie Ndiaye

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Französisch

Erscheinungsjahr

2014

ISBN

9783518424261

Umfang

445 Seiten

Medien

  • Buch