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Marie Ndiaye: Ein Tag zu lang

Besprechung

Marie Ndiaye ist durch ihren Romane „Drei starke Frauen“ inzwischen auch in Deutschland sehr bekannt. Daher wurde jetzt ein Frühwerk, 1994 unter dem Titel „Un temps de saison“ erschienen und 2004 als Taschenbuch neu herausgebracht, übersetzt und „Ein Tag zu lang“ betitelt. Die Geschichte klingt einfach: Ein Ehepaar verbringt mit seinem kleinen Sohn jedes Jahr die Ferienmonate Juli und August in einem gemieteten Häuschen auf dem Land. In diesem Jahr der Erzählung verlängert die Familie spontan und bleibt noch nach dem 31. August. Doch da verändert sich alles. Die Frau und das Kind kehren vom Milchkauf nicht zurück, die Suche nach beiden führt den Mann in das Dorf, das sich in eine fremde Welt verwandelt hat. Einerseits erfährt er Abweisung – die Feriengäste aus Paris sind zwischen September und April nicht erwünscht und wie um das zu unterstreichen hat das Wetter umgeschlagen, es wird neblig und nasskalt – andererseits wird er in eine neue Ordnung eingegliedert. Diese wird von einem Bürgermeister und einer Art Gemeinderat aus den ortsansässigen Händlern und Gastwirten bestimmt. Dass die Familie verschwunden ist, erscheint niemanden zu beunruhigen, es werden seltsamerweise auch von dem Mann nach anfänglicher Auflehnung keine Versuche unternommen zum Beispiel in das Haus zurück zu gehen, um dort zu warten. Als er Frau und Kind schließlich auf der Straße begegnet, grüßen sie sich wie Fremde und gehen aneinander vorüber. Es gibt keine Erlösung, der Romane endet mit einem Besuch der besorgten Eltern der Frau, die genauso von der fremden und unheimlichen Welt im Ferienort aufgesogen werden. Bei der Lektüre ist man an das parabelhafte Erzählen Kafkas oder an Marlene Haushofers kürzlich verfilmten Romane „Die Wand“ erinnert. Wie in Kafkas „Prozess“ passt sich ein Mensch völlig in eine sinnlose Welt ein und verliert seinen freien Willen. Wie in Marlene Haushofers Romane spaltet sich ein Teil der Welt plötzlich ab und isoliert den Menschen von seinem Leben. Für anspruchsvolle junge Leser.

Didaktische Hinweise

FÜEZ: Werte, Soziales Lernen

Alle hier rezensierten Werke von Marie Ndiaye

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Französisch

FÜZ

  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783518423332

Umfang

159 Seiten

Medien

  • Buch