Finn-Ole (Text) Heinrich; Rán (Ill.) Flygenring: Frerk, Du Zwerg!

Besprechung

Frerk, Grundschulkind, wächst als behüteter Sohn einer angstbesetzten Mutter, Typ Neurotikerin mit Hygienetick, auf. Seine Entwicklungsmöglichkeiten sind demgemäß sehr beschränkt, so dass er sich als „Zwerg“ fühlt und von seinen Mitschülern auch so gerufen wird. Als Kompensation erträumt er sich einen riesengroßen Hund, der ihm das fehlende Selbstwertgefühl verleihen soll ... Schrittweise führen Text und großformatige farbige Zeichnungen den Leser (frühestens ab 8 Jahren) zu der Erkenntnis, dass Selbstfindung und Befreiung von der übermächtigen Mutter nicht im selbstversponnenen Träumen erreichbar ist, sondern indem man sich Schritt für Schritt emanzipiert. Bei diesem Prozess erhält Frerk entscheidende Impulse von den aus einem gefundenen Ei geschlüpften Kobolden à la Pumuckl. Sie sind zwar Zwerge wie er, haben aber ihre eigenen Vorstellungen, ihre eigene Sprache und das dazugehörige Durchsetzungsvermögen. Sie machen dem Muttersöhnchen Frerk vor, wie man sich freischwimmt. Am Schluss wehrt er sich gegen die Vorgaben der Eltern und (mit ebensolchem Erfolg) sogar gegen seinen grobschlächtigen Mitschüler Andi, der ihn vorher gemobbt hat. Er selbst ist jetzt zum großen Hund geworden, nicht mehr angeleint, sondern „entwickelt“ und losgelassen. An die Stelle vager Kinderträume tritt die Realität: seine eigene Welt, symbolisiert in einer eigenen Sprache, die die zwergischen Kobolde ihm vorgemacht haben.