mobile Navigation Icon

Oskar Maria Graf: Anton Sittinger

Besprechung

Anton Sittinger, bayerischer Postbeamter in München, verkörpert exemplarisch den deutschen Kleinbürger, der sich opportunistisch an jedes politische System anpasst. „Ich befass´ mich nicht mit Politik“, sagt Sittinger, aber sein Leben stellt eine dauernde Reaktion auf die jeweilige Regierung dar. Änderungen, die er zuerst misstrauisch ablehnt, akzeptiert er, wenn sie sich durchgesetzt haben. Nach dem Ersten Weltkrieg wird aus dem Monarchisten ein Anhänger der Republik. Er erlebt den Sturz der bayerischen Monarchie, den Zusammenbruch der bayerischen Linksrevolution und den Hitler-Putsch, die Krisenzeit der Weimarer Republik und dann ihren Zusammenbruch. Schon 1929 lässt er sich pensionieren und zieht aufs Land. Als Feind sieht er die „Roten“ und wettert bei den Stammtischhonoratioren gegen sie. Auch den Nazis steht er feindlich gegenüber. Die Ablehnung aber äußert sich hauptsächlich in dem Ehekrieg gegen seine völkisch gesinnte Frau Malwine. Diese himmelt ihren Jugendfreund Eibenthaler an, der Karriere innerhalb der NSDAP macht. Durch komplizierte Intrigen gelingt es Sittinger, Eibenthaler seiner Frau zu entfremden. Er kann aber nicht den Wahlsieg der NSDAP im November 1930 verhindern. Unter der Zuhilfenahme von Machiavellis Machttheorien orientiert sich der Seneca- und Schopenhauer-Leser Sittinger neu. Innerlich die Nationalsozialisten ablehnend, bekennt er sich öffentlich zu ihnen. Auch schreckt er vor Verrat nicht zurück, als ihr Siegeszug, verkörpert durch die Agitationen und Auftritte des Hauptmanns Schlicht, nicht endet. Er selbst „befindet sich auf der rechten Seite“, denn seine Frau hat ihn ohne sein Wissen als Parteimitglied eintragen lassen. Der Roman analysiert die psychologischen Mechanismen, die es den Nationalsozialisten möglich machten, in Stadt und Land an die Macht zu kommen, ohne unbedingt die Mehrheit der Wahlbevölkerung hinter sich zu haben.

Didaktische Hinweise

Auch Ethik, Geschichte und Religionslehre. Behandlung im Deutsch-Unterricht: Kennzeichen des modernen Erzählens; Kennzeichen des Romans; Literatur der Weimarer Republik; historische Hintergründe; Themen und Motivgestaltung der neuen Sachlichkeit: bäuerliche Welt, Figurengestaltung, Umgang mit Recht und Moral ; Sprachverhalten; Untersuchung des bayerischen Dialekts; Aufsatzunterricht: erweiterte Inhaltsangabe, Texterschließung, literarische Erörterung

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Werteerziehung
  • Politische Bildung
  • Sprachliche Bildung

Erscheinungsjahr

1998 (1937)

ISBN

9783423124539

Umfang

341 Seiten

Medien

  • Buch