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Stefan Gemmel: Befreiungsschlag

Besprechung

Der 18-jährige Maik, die Titelfigur dieses spannenden Jugendromans, ist nach mehrmaligen Gewaltausbrüchen gegen andere Jugendliche gerade noch mit einer Bewährungsstrafe davongekommen. Allerdings muss er Sozialstunden ableisten und an einem Anti-Gewalt-Training teilnehmen. Sein Leben steht also jetzt schon auf der Kippe. Das ist die Ausgangssituation dieses Buches. Ein Mix aus Erfahrungsbericht und Romane, entstand es aus der Zusammenarbeit des Schriftstellers Stefan Gemmel mit dem Anti-Gewalt-Trainer Uwe Zissener. Dem Leser wird am Beispiel eines jugendlichen Schlägers idealtypisch vor Augen geführt, was das Anti-Gewalt-Training (ATG) gerade bei diesem Tätertyp leisten kann. Maiks Aggressivität resultiert aus einem gesellschaftlich begründeten Minderwertigkeitskomplex: Als Unterschichtkind ohne Vater in ärmlichen Verhältnissen aufwachsend und von dem sozial höherstehenden Mitschüler Bjarne gemobbt, fühlt er sich zum Loser degradiert und reagiert darauf mit Aggressivität. Er will es sich und den anderen zeigen, vor allem seinem Klassenkameraden Bjarne, und antwortet mit brutaler Gewalt auf dessen Provokationen. Und genau diesen Teufelskreis von Provokation, Aggressivität, Straffälligkeit und sozialer Degradierung bricht das AGT in einem wohldurchdachten Aufbauprogramm auf. Es stellt darauf ab, Maik und einigen ähnlich strukturierten Kumpanen durch therapeutische Gespräche, Rollenspiele und gruppendynamische Methoden die Ursachen ihrer Aggressivität erkennbar zu machen. Indem ihnen positive Orientierungen wie Wertschätzung, Fairness und Respekt vor anderen vermittelt werden, lernen sie, die Ursache ihrer Aggression zu erkennen und einen vernünftigen Umgang mit anderen einzuüben. Hierbei hilft die Stärkung des Selbstgefühls durch die Schaffung eines Wir-Bewusstseins. Das Aufbauprogramm soll es ihnen ermöglichen, sich in einem „Befreiungsschlag“ aus dem Teufelskreis zu lösen, in dem sie sich befinden. Trotz mancher Rückschläge gelingt es Maik (und immerhin der Hälfte seiner AG-Trainingsgruppe) unter der geschickten Führung der beiden Trainer, die psychischen Mechanismen ihres aggressiven Verhaltens zu durchschauen und schließlich zu durchbrechen. Am Ende vermag er sogar auf Bjarne zuzugehen und in einem endgültigen Befreiungsschlag diesem den versöhnenden Handschlag anzubieten. Fast zu viel des Happy End ist es, dass auch Maiks Beziehung zu seiner Mutter, zum Großvater und zur heimlichen Freundin Julia schlussendlich in Harmonie aufgeht. Freilich: Konfliktlösungskompetenz kann auch im „normalen“ Leben unterhalb der Schwelle zur Kriminalität hilfreich und notwendig sein. Das Buch geht somit jeden an – denn welcher Jugendliche hat nicht schon einmal mit Minderwertigkeitsgefühlen und unterschwelliger Aggression zu kämpfen gehabt?

Didaktische Hinweise

Die verschiedenen Stadien der Entwicklung Maiks vom hemmungslosen Aggressor bis hin zum sozial konformen Jugendlichen lassen sich gut in Teamarbeit offenlegen und problematisieren.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783401509525

Umfang

237 Seiten

Medien

  • Buch