Andreas Venzke: Scott, Amundsen und der Preis des Ruhms

Besprechung

Die Konzeption der bekannten Arena-Reihe „Bibliothek des Wissens“ bewährt sich einmal mehr in diesem aufregend und spannend geschriebenen Band über eines der größten Abenteuer der Entdeckungsgeschichte: die Eroberung des Südpols. Die Aufbereitung des Stoffes im Wechsel der Schauplätze, der Erzählperspektive, der Erzählzeit und in der Kombination von Bericht und szenischem Erzählen garantiert dem Leser ein hohes Maß an Identifikation. Zugleich durchbricht die wohldosierte Abfolge von Sachkapiteln und Erzählkapiteln das identifizierende Lesen immer wieder und erlaubt kritische Distanz und Reflexion. So entsteht im Leser dann sein jeweils eigenes Bild des gesamten Geschehens. Dem steht gewiss nicht entgegen, dass die Sachkapitel – aus heutiger Sicht bzw. im fiktiven Rückblick eines Teilnehmers der Scott-Expedition urteilend – die Gründe für den Erfolg Amundsens und das Scheitern Scotts durchaus objektiv und kritisch darstellen: Scott, der „geniale“ Improvisateur, der spontan und im Vertrauen auf das Glück des Tüchtigen alles auf eine Karte setzt und alles verliert. Auf der anderen Seite Amundsen: äußerst planvoll vorgehend, nichts dem Zufall überlassend, alle Risiken einkalkulierend, der dann den Sieg davon trägt und als erster den Südpol erreicht.

Venzke beherrscht sein Handwerk und realisiert das Arena-Konzept souverän. So gelingt ihm mit diesem Taschenbuch eine spannende Lektüre bis zum Schluss. Wie bei Arena gewohnt, runden treffendes historisches Bildmaterial und illustrierende Beigaben von Volker Fredrich den spannenden Text ebenso gelungen ab wie eine weiterführende Leseliste.