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Marisa Reichardt: Immunity. Dein Leben, deine Entscheidung

Besprechung

In dem Roman mit dem Titel „Immunity. Dein Leben, deine Entscheidung“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Marisa Reichardt geht es um die Frage, ob sich Jugendliche gegen den Willen ihrer Eltern impfen lassen dürfen. Im Mittelpunkt des Romans steht die 16-jährige Juniper, die – ohne es zu wissen – ein Baby mit Masern ansteckt, das an der Infektion stirbt.

Junipers Eltern sind Hippies und führen einen alternativen Lebensstil. Dazu gehört nicht nur, dass sie absolute Impfgegner sind, sondern auch, dass sie ihre drei Kinder zu Hause unterrichten. Zudem legen Junipers Eltern großen Wert darauf, dass sich ihre Kinder konsequent gesund ernähren, d. h. kein Zucker – Fast Food und Starbucks sind tabu. Stattdessen sezten sie als Selbstversorger auf regionale Lebensmittel und stellen Deo und Zahncreme selbst her. Juniper akzeptiert zwar den Lebensstil, den ihre Eltern ihr abverlangen, und sie liebt ihre Familie, nichtsdestotrotz würde sie sehr gerne in die gegenüberliegende Highschool gehen und ein normales Teenagerleben führen. Ganz besonders vermisst sie, dass sie kein Sozialleben hat; hinzukommt, dass die Familie noch nicht lange in der Kleinstadt lebt. Aber als komplett Ungeimpfte darf sie natürlich keine öffentliche Schule besuchen.

Zusammen mit ihrer Mutter verkauft Juniper Kräuter auf dem Wochenmarkt, wo es dann auch zu der verhängnisvollen Begegnung mit der Mutter und ihrem nur wenige Wochen alten Baby kommt, das Juniper, ohne es zu wissen, ansteckt. Juniper selbst erkrankt wenige Tage an einer Maserninfektion und muss mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nach dem tragischen Vorfall auf dem Wochenmarkt verbreitet sich die Nachricht vom Tod des Säuglings wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien und es dauert nicht lange, dass auch bekannt wird, dass die Infektion von Junipers Familie ausgegangen sein muss. Juniper erkennt, welche gesundheitliche Gefahr sie für andere darstellt, und macht sich die schlimmsten Vorwürfe, obwohl sie für die Entscheidung ihrer Eltern nichts kann. Sie beschließt, dass sie selbst über ihren Körper entscheiden will und sich so bald wie möglich impfen lassen möchte und nicht erst, wenn sie achtzehn Jahre alt ist. Zum Glück hilft ihr dabei Nico, den sie in der öffentlichen Bibliothek kennenlernt und mit dem sie im Laufe der Handlung ein Paar wird. Dadurch, dass eine Freundin von Nicos Mutter Anwältin ist, findet Juniper schließlich auch die rechtliche Unterstützung, die sie benötigt, denn am Ende ist es nur auf rechtlichem Weg möglich, die Autonomie über ihre Gesundheit – gegen den Willen ihrer Eltern – vor Gericht einzuklagen. Neben dem juristischen Präzedenzfall, den Junipers Fall darstellt, muss Juniper aber auch eine schwierige emotionale Entscheidung treffen, denn sie muss in Kauf zu nehmen, dass die liebevolle Beziehung zu ihren Eltern und ihren Geschwistern durch ihren Gang vor Gericht zerbricht. 

Didaktische Hinweise

Marisa Reichardts Roman greift eine brandaktuelle Frage auf und eignet sich sehr gut als Klassenlektüre. Neben Junipers Konflikt, sich gegen den Willen ihrer Eltern impfen zu lassen, der sie schließlich sogar einen Prozess gegen ihre eigenen Eltern führen lässt, ist es auch interessant, sich in die Perspektive der anderen Romanfiguren hineinzuversetzen. Da sind zum einen die Eltern, die durch ihren alternativen geradezu dogmatischen Lebensstil für ihre Kinder das Beste wollen, diese aber von jeglichen sozialen Aktivitäten und sogar vom Schulunterricht ausschließen. Negative Folgen spielen für sie keine Rolle. Dem gegenüber stehen die Großeltern, die sich nicht in die Erziehung der Enkelkinder einmischen möchten, aber dennoch nicht die Ansichten von Junipers Eltern teilen.

Eine besondere Tiefe bekommt das Buch auch durch die Beziehung zwischen Juniper und Nico, zwischen denen sich nicht nur eine tiefe Freundschaft, sondern auch eine Liebesbeziehung entwickelt. Nico steht sogar hinter Juniper, als sie und ihre Familie in der Stadt einer wahren Hetzjagd ausgeliefert sind und die Haustüre der Familie beschmiert wird.

Neben den privaten Ansichten der einzelnen Figuren zeichnet sich der Roman gerade auch durch seine gesellschaftliche Dimension aus, die im Unterricht viel Diskussionsstoff bietet. Es geht nicht nur um die Frage, ob es eine gesellschaftliche oder moralische Pflicht zum Impfen gibt und welche Konsequenzen dies für die Gesellschaft hat, sondern auch um die Reaktion der Bürger/-innen der Stadt, die keinen offenen und konstruktiven Diskurs mit Junipers Familie suchen, sondern ihre Ablehnung in den sozialen Medien kundtun und gegen die Familie hetzen. 

Gattung

  • All Age
  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 11

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Werteerziehung
  • Soziales Lernen
  • Politische Bildung
  • Familien- und Sexualerziehung
  • Interkulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783969760239

Umfang

347 Seiten

Medien

  • Buch