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Stanislaw Wostokow: Frossja Furchtlos

Besprechung

Frossja und ihre Oma wohnen im russischen Papanowow (ihre Eltern sind Geologen, überall auf der Welt forschend unterwegs und nur ganz selten zuhause), einem Ort, der so klein ist, dass es zwar eine Schule gibt (mit drei Kindern!), das Gebäude aber zugleich Kindergarten (mit einem Kind) und Lebensmittelladen ist und die dortige Verkäuferin gleichzeitig Erzieherin und Schulköchin – und sogar für den Schulgong ist Tante Dascha zuständig: Mit einem „Es kliiingelt!” kann dann der Unterricht beginnen. Passenderweise trägt sich die Handlung im russischen Winter zu – Schnee, Eis, weite Wege – man spürt den Frost Russlands förmlich. Doch Frossja Furchtlos ist natürlich nicht nur „eigenfüßig”, sondern auch ziemlich winterhart unterwegs ­– Minustemperaturen halten sie von gar nichts ab!

Frossja Furchtlos oder von sprechenden Hühnern und verschwindenden Häusern ... Der Untertitel lässt schon vermuten, dass in diesem Buch so einiges los ist: Neben der Henne, deren Wortschatz die zwei Wörter „gut” und „Grundgütiger” umfasst, gibt es einen im Chor singenden Bären Gerassim, der – Marmeladenbrot essend und mit Kaffee vom Winterschlaf abgehalten – eine echte Haushaltshilfe ist (nur beim Holzhacken kann er nicht helfen, denn dafür sind seine Pfoten zu groß). Und dann gibt es noch den Überzeugungstrinker Nikanor, der Frossja nichts Gutes wünscht, sondern seine finsteren Gedanken auf sie konzentriert und eine große graue Wolke heraufbeschwört, sowie einen Museumsleiter, der das alte Bauernhaus zum echten Denkmal in seinem Museum machen will ... Und wie es der Zufalll (oder auch Nikanor) so will, landet die Oma auf einmal mit gebrochenem Bein im Krankenhaus, der Bär fällt in den Winterschlaf und es ereignet sich noch so manches, bevor auf einmal das Bauernhaus geklaut wird und das Abenteuer um das mutige Mädchen und die forschen anderen Kinder auf einen weiteren Spannungsgipfel zuläuft ...

Didaktische Hinweise

Mutig, forsch, tatkräftig, besonders, lustig, schlagfärtig, warmherzig ... die Reihe von Attributen, mit denen sich das kleine, rundum sympathische Mädchen beschreiben lässt, ließe sich beliebig fortsetzen. Ein schmissiges, urkomisches, schönes und immer wieder aufs Neue überraschende Buch, das – gerade in der Herbst-/Winterzeit – so richtig Spaß beim (Vor-)Lesen macht.

Das Buch steckt voller thematischer Ansatzpunkte für eine Behandlung im Unterricht:

  • Die Geschichte kann aus anderen Perspektiven (weiter-)erzählt werden: Wie erlebt die Henne die Schultage, wenn sie im Fahrradkorb von Frossja mitgenommen wird? Was fühlt und denkt der Bär, wenn Nikanor ihn – vergeblich natürlich, das versteht sich von selbst!– beauftragt, das Mädchen zu fressen und ihn als gefräßigen, bösen Bären wahrnimmt?
  • Etwas blass bleiben die Mitschüler von Frossja. Aber auch das kann zum Gegenstand gemacht werden: Was denken die Kinder darüber, wenn Shmychow in der Schule „der »natürliche« Dreierschüler” ist, der dann gewieft den Traktor von seinem Papa klaut, um Frossja bei der Suche nach dem Haus zu helfen? Welche Zuschreibungen nehmen MitschülerInnen vor, woher kommen sie und wann verletzten sie?
  • Es geht um Zusammenhalt, Neid, Selbständigkeit, Mut, Familie, ganz „klassische” Kinderbuchthemen; die Übersetzung ist toll gelungen, die Sprache anspruchsvoll, wenn auch nicht zu komplex, aber voller Gesprächsanlässe ­– „Großgütiger”, ist eines der zwei Wörter, das die Henne, die in Frossjas Augen nicht besonders „gelehrig” ist, sprechen kann – aber was heißt das eigentlich? Und wann verwendet man es?
  • Frossja scheint besonders stolz darauf zu sein, dass sie und ihre Oma „echte Bauernweiber” sind. Im Buch durchweg positiv konnotiert (tatkräftig, zupackend, pragmatisch, selbständig, schlau ...) braucht auch dieses Wort vielleicht ein Gespräch über die Verwendung des Wortes „Weib” im Unterschied zu „Frau”. Sprachbewusstsein schaffen, sich selbst fragen, wie man Wörter wahrnimmt – das geht sicherlich ganz hervorragend mit diesem Buch. Vor allem aber unterhält es und macht Freude!

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 3 bis 5

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung
  • Soziales Lernen
  • Interkulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783957282590

Umfang

176 Seiten

Medien