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Christian Oster: Besuch beim Hasen

Besprechung

Die Erzählung „Besuch beim Hasen“ ist eine ebenso witzige wie geistreiche Variante der Fabel „Vom Hasen und vom Fuchs“. Der Hase ist neu in seinen Hasenbau eingezogen und wartet gespannt darauf, dass seine neuen Nachbarn, der Igel und der Waldmaus, vorbeikommen, um ihn kennenzulernen. Aus diesem Grund hat der Hase extra eine wunderschöne neue Glocke neben seiner Haustüre angebracht. Als es nachts endlich das erste Mal läutet, sind es nicht seine ersehnten Nachbarn, sondern der listige Fuchs, der sich sogleich Zutritt in den Hasenbau verschafft und keinen Zweifel daran lässt, dass der vom Hasen servierte Karottencocktail nur der Anfang des heutigen Festessens sein soll. Als es kurze Zeit später weitere zwei Mal läutet und tatsächlich die Nachbarn Igel und Waldmaus nacheinander beim Hasen eintreffen, scheint die Situation ausweglos. Hase, Igel und Waldmaus sind das ideale Abendessen für den Fuchs. Zum Glück hat der Fuchs seine Rechnung ohne die mutige Frau des Igels gemacht. In letzter Sekunde befreit sie alle aus den Fängen des Fuchses. Die farbenfrohen Illustrationen von Katja Gehrmann wiederholen den Textinhalt und erweitern ihn lediglich um wenige Details. Die Thematik Fressen-und-Gefressen-werden wirkt wenig furchteinflößend, sondern eher fröhlich, frech. Dies wird durch den Kontrast zwischen Inhalt und Sprache auf besondere Weise fokussiert. Begegnen sich die Tiere doch in einer dramatischen Situation, wahren sie doch stets einen höflichen, bürgerlich-gepflegten Umgangston. Die überschaubare Gesamtlänge kombiniert mit einer großen, klaren Schrift erleichtern Leseanfänger/innen den Einstieg ins Lektürelesen. Außerdem ermöglichen der überschaubare Textumfang und die großflächigen Illustrationen auf den einzelnen Seiten den Erstleser/innen einen doch recht raschen Leseerfolg. Die Satzlänge variiert, die Wortwahl und die Wortlänge sind zum Teil anspruchsvoll. Zum Beispiel dürften Begriffe wie „Kommode“ (S.9) oder „Makel“ (S. 12) nicht allen Kindern geläufig sein und Wörter wie „Umzugsunternehmen“ (S. 12) oder „Bücherregal“ (S. 24) wegen ihrer Länge für die kognitive Verarbeitung eine Herausforderung darstellen. Außerdem wird in der erwachsenen Leserschaft der Schluss kontrovers diskutiert: Die Igeldame hält dem Fuchs ein Gewehr unter die Nase und schießt zur Befreiung der Gefangenen in die Luft. Beide Szenen werden auch visuell in zwei Zeichnungen dargestellt. Alles in allem aber hat das Buch einen sehr hohen Unterhaltungswert und ist für den Erstleseunterricht geeignet, wenn bestimmte Wörter vorentlastet werden.

Didaktische Hinweise

2018 wurde die Erzählung „Besuch beim Hasen“ von Christian Oster mit dem Jugendliteraturpreis in der Sparte Kinderbuch ausgezeichnet. Neben der bereits dargestellten sprachlich-stilistischen Gestaltung kommt der Text ohne Anglizismen und mit wenig schwierigem Vokabular aus. Die Illustrationen erleichtern vor allem schwächeren Leserinnen und Lesern das Verständnis, weil sie den Text abbilden. Die Erzählung eignet sich deshalb sehr gut als Klassenlektüre ab Mitte/Ende der 1. Klasse bzw. für schwache Leser/innen der 2. Klasse. Es existiert eine portionierte Hörfassung, die im Rahmen des Projekts FiLBY (Fachintegrierte Leseförderung Bayern) eingesprochen wurde und kostenfrei herhunterladbar ist (Filby2-Lesetraining) . Ein Lesen des Textes zur Hörfassung ist damit ebenso möglich wie ein wechselseitiges Lesen und Hören bzw. Mitlesen. Die Hörfassung eignet sich auch als Differenzierung für sehr schwache Leser/innen. Für die Arbeit am und mit dem Text bietet es sich an, den Schluss (ab S. 52, 1. Satz) von den Schüler/innen schriftlich oder mündlich ausfabulieren zu lassen bzw. ein Bild zum ausfabulierten Schluss malen zu lassen, bevor das Ende der Geschichte gelesen wird. Insbesondere einen empathischen Zugang zum Text, der den Schüler/innen die Gedanken und Gefühle der Figuren eindringlicher verdeutlicht, bietet das Gestalten von Sprech- und Gedankenblasen zu Schlüsselszenen (z. B. S. 22 „Der Hase öffnet dem Fuchs die Tür“ oder S. 36 „Der Fuchs hat Hase und Maus in seinen Fängen“). Dieser Aufgabe sollte eine genaue Betrachtung des Bildes, vor allem hinsichtlich Gestik und Mimik vorausgehen.

Gattung

  • Erstlesebücher

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 1 bis 2

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783895652615

Umfang

64 Seiten

Medien

  • Buch