Valentina Brüning: Kakao und Fischbrötchen

Besprechung

Kinderbuch für Patchworkfamilien

Wer hinter Cover und Titel eine Abenteuergeschichte vermutet, wird enttäuscht. Im Zentrum steht die 10-jährige Rita, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter Julia an einem Berliner See lebt, wo letztere eine Segelschule betreibt. Rita wird bald 10 – das Geschenk, das sie bekommen soll, verrät Julia, die Mutter, nicht. Und so sucht Rita erst einmal bis Seite 31 danach – und setzt das gefundene Geschenk, ein Boot, auch gleich unter Wasser. Zu dessen Rettung eilt Stefan herbei. Wie sich herausstellt, ist er der neue Freund Julias. Er ist nett, doch als Rita erfährt, dass er mit seinen drei Söhnen bei ihnen einzieht, ist die „Queen“ Rita nicht erfreut. Sie setzt alles daran, die vier wieder loszuwerden. Das gelingt ihr nicht, vielmehr verstehen sich ihre Freundin und auch die Mutter gut mit den Jungs, die Rita selber soooo nervig findet. Dann muss eben sie selber raus hier: Rita beschließt, mit ihrem neuen Boot die Elbe hoch und zu ihrem Vater zu segeln. Dass sie zwei blinde Passagiere dabei hat, gibt dem Buch auf den letzten Seiten die ersehnte Wendung und den im Buchtitel erhofften Abenteuercharakter.
Die Handlung des Buches wird in einfacher Sprache und oft kurzen Sätzen dargestellt. Dabei erzählt Brüning oft sehr langatmig. Das kommt Wenigleserinnen und -Lesern nicht entgegen. Anfangs stolpern Kinder, dies das nicht gewohnt sind, darüber, dass statt von „Mutter” oft von „Julia” die Rede ist. Kinder, die sich selber gerade in einer neu gegründeten Patchworkfamilie zurechtfinden müssen, können sich sicher leichter mit Rita und ihrer Gefühlswelt identifizieren. Andere dagegen werden Ritas Verhalten vielleicht egoistisch oder sogar bösartig finden, wenn sie von „Nervbolzen” (S. 137) spricht oder Intrigen schmiedet. 
Versöhnlich ist da die positive Wendung am Ende – über die hätte man sich aber auch schon sehr viel eher gefreut.