mobile Navigation Icon

Peer Martin: Sommer unter schwarzen Flügeln

Besprechung

„Sommer unter schwarzen Flügeln“ ist der erste Band einer Trilogie des deutschen Autors Peer Martin, der jahrelang als Sozialpädagoge mit Jugendlichen in Berlin, Brandenburg und Vorpommern gearbeitet hat. Diese Erfahrung bringt er auch in diesen Roman ein, der auf der Insel Rügen spielt, wo Martin am Schluss tätig war. Zunächst erschien mir das Thema des Romans - die Liebe zwischen einer syrischen Asylbewerberin und einem deutschen Neonazi - weit hergeholt, ich konnte ich mich auf den Plot nicht einlassen. Es zeigt sich dann aber, dass Martin sowohl im rechtsradikalen Milieu in Deutschland wie auch in der Darstellung der jüngsten syrischen Geschichte gut recherchiert hat und so ein Buch entstanden ist, das packen kann und die aktuelle Asylpolitik aus verschiedenen Blickwinkeln zeigt - aus der Sicht der Flüchtlinge, die ihre je eigene Geschichte mit einbringen, aus der der Neonazis, die sich aus sozialer Not eine verschworene Clique aufbauen, aus der man für den Rest seines Lebens nicht mehr ausbrechen kann, und schließlich aus der Sicht der Helfer, die hier eher als Randerscheinung in der Person der kritischen Frau Silberstein ins Spiel kommt. Literarisch interessant ist dieser Perspektivwechsel, der auch mit Rückblenden auf Nuris Kindheit und Jugend verknüpft ist. Jedes Kapitel wird durch passende Zitate aus der kritischen und der rechtsextremen Ecke eingeleitet, außerdem werden Stichworte zur Internet-Recherche angegeben. Der Roman erhielt den „Friedolin-Preis“ der Stiftung „Weltethos“ und wurde von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2016 nominiert. Die beiden Folgebände „Winter so weit“ (Dezember 2015) und „Feuerfrühling“ (noch nicht erschienen) greifen das Schicksal von Calvin und Nuri noch einmal auf und führen es teilweise im „Nahen Osten“ fort.

Didaktische Hinweise

Problem bei der Umsetzung des Romans für die Schule ist zum einen, dass er wirklich erst ab dem Alter von ca. 16 Jahren einzusetzen ist. Es wird zum einen auf umfangreiches Hintergrundwissen verwiesen (hier wäre fächerübergreifender Unterricht, vor allem im Bereich Sozialkunde/Politik und Gesellschaft einzubeziehen), zum anderen wird Gewalt offen dargestellt. Die fast 500 Seiten sind für eine Klassenlektüre sehr lang, können aber gut geschafft werden, wenn die Schülerinnen und Schüler motiviert sind - der Roman ist spannend geschrieben und lässt einem beim Lesen nicht los. Auf der sehr gut gestalteten Internet-Seite zu den Büchern findet sich Unterrichtsmaterial von Philip Scholz zum Herunterladen. Die Seite bietet außerdem Hintergrundinformationen zu Syrien, zum Rechtsextremismus und zur Asylpolitik. Im Buchner-Verlag ist außerdem ein Lektüre-Begleiter von Stephan Gora erschienen.

Alle hier rezensierten Werke von Peer Martin

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783789142970

Umfang

496 Seiten

Medien

  • Buch