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Karin Bruder: Haifische kommen nicht an Land

Besprechung

"Guck mal übern Tellerand – lies mal, wie die andern leben" – so hieß eine äußerst löbliche Aktion der Deutschen Welthungerhilfe, die deutschen Jugendlichen das Leben von Kindern und Jugendlichen in den südlichen Kontinenten nahebringen wollte. In Karin Bruders Kinderroman „Haifische kommen nicht an Land“ ist es Joaquin, dem die deutsche Touristin Rosa vorhält, er schaue nicht über seinen Tellerrand. Sie dagegen sei ja schon so viel gereist und Schulbildung habe sie – im Gegensatz zu ihm - sowieso. Joaquin stört sich nicht an der Arroganz der Gringos, sondern er benutzt Rosa, um sich mit ihrem Taschengeld einmal richtig sattessen zu können und auch noch einen Job bei ihrem Vater zu erhaschen, der als Ethnologe Menschen gegen Geld erzählen lässt. Dass Joaquin dabei ein bisschen flunkert, wäre nicht weiter schlimm (die Gringos wollen belogen werden!), wenn da nicht Antonio, sein großer Konkurrent bei Rosa auftauchen und Rosa erklären würde, dass Joaquin doch wohl etwas zu viel Phantasie habe. Joaquin bleibt nur noch der Ausweg einer Flucht in die Stadt. Und wenn aus der großen Reise, die ihm den Blick über den Tellerrand erlauben würde, doch nichts wird, so geht doch alles gut aus, ja sogar besser, denn Joaquin darf jetzt sogar noch in die Schule gehen.

Karin Bruder, die mit „Zusammen allein“ im Jahr 2011 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war mit einem autobiographisch gefärbten Jugendbuch zu dem rumänischen Regime der 1980er-Jahre, legt hier erstmals ein Kinderbuch vor, das den Perspektivwechsel vergnüglich und ohne moralischen Zeigefinger erlaubt. Der Leser fühlt mit Joaquin, aus dessen Blickwinkel das Verhalten der Deutschen doch merkwürdig erscheint, der zwar als gewitztes Kerlchen auftritt, aber nie als Held oder Opfer dargestellt wird. Das unterscheidet Bruders Buch von vielen gutgemeinten Eine-Welt-Büchern. Natürlich wäre es noch besser, hätten wir auf dem deutschen Buchmarkt wirklich Bücher aus den südlichen Kontinenten, die nicht für unsere Jugendlichen geschrieben wären, sondern tatsächlich für Jugendliche der fremden Länder. Aber solange die sich nicht durchsetzen können, sind Bücher wie das von Karin Bruder eine sehr gute Alternative.

Didaktische Hinweise

Der Kinderroman öffnet den Blick für andere Sichtweisen. Gerade weil Joaquin wie auch Rosa jeweils nur einen Teil der Wirklichkeit wahrnehmen, weil sie beide ihre Kompetenzen in einem anderen Bereich haben, ist das Buch für eine Behandlung im Deutschunterricht geeignet. Dort nämlich kann man sich Gedanken darüber machen, wo unser „Tellerrand“ endet. Natürlich liegt es nahe, dass man bei der Behandlung dieses Buches auch Geographie, Kultur, Geschichte, Natur und Politik des Landes einbezieht und so eignet sich das Buch auch für ein fächerübergreifendes Projekt. Geeignet für kulturelle, interkulturelle Bildung sowie Werteerziehung

Alle hier rezensierten Werke von Karin Bruder

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 6 bis 8

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geografie/Erdkunde

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783779505136

Umfang

208 Seiten

Medien

  • Buch