mobile Navigation Icon

Bettina Hitzer: Krebs fühlen

Besprechung

Emotionsgeschichte des 20. Jahrhunderts anhand des Umgangs der Gesellschaft mit der Krebskrankheit

Von den ersten Theorien der Entstehung von Krebs, durch Parasiten, durch Bakterien, aus embryonalen Zellen, durch Mutationen, durch genetische Disposition, aber auch schon sehr früh durch Entartung von Zellen oder durch Viren, über die Erklärungsversuche der Psychologie („Krebs-Persönlichkeiten“) leitet Hitzer über zum Erleben des Patients: von der Diagnose über das Sprechen über die Krankheit zum Erfahren und Erleiden derselben zu den Formen der Therapie und Nachsorge. In den vier zentralen Kapiteln folgt sie chronologisch der Entwicklung vor allem in Deutschland von Beginn des Jahrhunderts über den Nationalsozialismus zur Nachkriegszeit, wo sozialpolitische Gründe zu unterschiedlichen Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland führen. Am Beispiel der Krankheit entsteht übergreifend eine Geschichte des Umgangs mit Gefühlen. Von Verdrängung, Zweckoptimismus und Ausgrenzung (in eigene Sterbehäuser und -abteilungen), zumal als die Verläufe noch faktisch unbehandelt in schwer zu ertragenden Formen endeten, zur mehr oder weniger radikalen Aufklärung, zur Moralisierung (Erzeugung von Schuldgefühlen, Aufruf zur Übernahme von Verantwortung bei der Prävention) bis zur psychoonkologischen Begleitung bei psychischen Bewältigung ergibt sich eine höchst interessante Entwicklung, die bis in die Gegenwart zur Rationalisierung des Umgangs mit Gefühlen führt. Das letzte Kapitel fast das noch einmal zusammen.

Didaktische Hinweise

Die Frage, wie man mit Krankheit und Tod umgehen kann, sollte auch im Schulunterricht gestellt werden. Die Geschichte der Forschung, der Therapie und Nachsorge ist ein medizinisches Thema. Darüber hinaus kann man einer Sozialgeschichte des „Fühlens“ und deren historischen und politischen Hintergründen folgen. Parallelen zum Umgang der Generationen mit Leid und Erinnerung an die Kriegszeit ergeben sich.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Politik, Gesellschaft
  • Philosophie, Religion, Menschsein

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Gesundheitserziehung

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783608964592

Umfang

540 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book