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Flix: Faust: Der Tragödie erster Teil

Besprechung

Goethes „Faust“ ist im Berlin des 21. Jahrhundert angekommen: In einer schwarz-weiß gehaltenen Graphic Novel mit relativ einfachen Strichzeichnungen wird das bekannteste deutsche Drama gleichermaßen nacherzählt und auf die Schippe genommen. Die wesentlichen Figuren kommen in persiflierter Form vor, der Tragödienstoff ist in groben Zügen erkennbar und nachvollziehbar, insgesamt aber bemüht Zeichner und Autor Flix den Goethe’schen Text für ein irres und wirres Streuen eigener Ideen. „Faust“ wurde in ähnlicher Form in der F.A.Z. als Fortsetzungscomic abgedruckt. Der „Prolog im Himmel“ führt Gott und Mephistopheles, genannt Meph, ein; der eine ein dümmlicher, fluchender Computer-Nerd, der andere ein ständig grinsender Schelm. Die Wette geht um zwei Kisten Ramazotti, und in Gottes MySpace-Ordner „Alle meine Schäfchen“ wird Heinrich Faust (Taxifahrer; Hobbys: Müll trennen, Yoga) ausgewählt, von Meph vom rechten Weg abgebracht zu werden. Per GoogleEarth blickt der Leser nun nach Berlin, wo nun das Drama beginnen kann. Meph stellt sich als Vertreter von „Happy Life“ vor und schließt mit Faust den bekannten Pakt. Als Faust sich in die Juristin Özlem verliebt, die im Laden ihrer Eltern aushilft, lernt er ihrer Mutter wegen sogar Türkisch (erst später stellt sich übrigens heraus, dass die junge Frau eigentlich Margarethe heißt, wegen der Vorliebe ihres Vaters zur Moderatorin Schreinemakers). Margarethes Mutter kommt durch Mephs Schlaftabletten um, auf ihrer Beerdigung wird durch einen Unfall auch ihr Cousin getötet. Margarethe gilt als Täterin. In dem Moment, in dem Faust und Margarethe sich küssen und Meph glaubt, die Wette gewonnen zu haben, kommt Gott als „deus ex machina“ ins Spiel und lässt beide durch einen Blitzschlag verbrennen. Er hat die Wette gewonnen.

Didaktische Hinweise

Wagner als Schwarzer im Rollstuhl, das gesamte Drama arg gekürzt, gerafft und verändert sowie unzählige Anspielungen auf aktuelles Geschehen – wen das nicht abhält, den frechen Comic zu lesen, der wird mit einer sehr individuellen Lesart des deutschen Klassikers belohnt. Daher auf jeden Fall als Lektüre kontrastiv zum Original geeignet, auch als zusätzliches Referat oder ausschnittsweise zur Veranschaulichung der Kernszenen. Sicher aber nicht an Stelle des Originals! „Faust“ von Flix sollte zur Grundausstattung einer Schülerbücherei gehören; als Klassenlektüre wohl etwas zu „schräg“. Und für alle, die Flix gerade kennen gelernt haben: Seine Homepage ist sehenswert.

Alle hier rezensierten Werke von Flix

Gattung

  • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 12

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783551789778

Umfang

96 Seiten

Medien

  • Buch