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Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und die Tieferschatten

Besprechung

Rico Doretti bezeichnet sich selbst als „tiefbegabtes“ Kind: Er verwechselt schon mal links mit rechts, aber er ist nicht dumm. Er weiß zum Beispiel, dass Isaac Newton die Schwerkraft entdeckt hat, und die „ist gefährlich für Busen und Äpfel. Womöglich auch noch für andere runde Sachen.“ Ricos Logik ist entwaffnend, ebenso sein selbstbewusster Umgang mit seinem Handicap: „Ich kann zwar sehr viel denken, aber das dauert meistens etwas länger als bei anderen Leuten. An meinem Gehirn liegt es nicht, das ist ganz normal groß. Aber manchmal fallen Sachen raus, und leider weiß ich vorher nie, an welcher Stelle.“ Mit seiner Mutter, die in einem Nachtclub arbeitet, lebt Rico in der Dieffenbachstraße 93 in Berlin-Kreuzberg. Außer dieser Straße hat er noch nicht viel gesehen, weil er sich sofort verlaufen würde. In seinem Haus, in seiner Straße fühlt er sich wohl. Weil Rico Talent zum Schreiben hat, soll er für den Förderunterricht ein Ferientagebuch führen. Ricos Eintragungen beginnen mit einer Nudel, die er auf dem Gehsteig findet. Abgesehen von ein paar Gorgonzolaresten ist die Nudel – vermutlich eine Rigatoni – tadellos in Ordnung. Krimifan Rico macht sich also auf die Suche nach dem rechtmäßigen Besitzer der Teigware, die leider erfolglos bleibt. Auf der Suche nach einer neuen Fundnudel findet Rico einen Freund, und zwar den hochbegabten Oskar, der aus Vorsicht immer einen Helm trägt. Beide wissen, wie es ist, „anders“ zu sein und werden schnell Freunde. Gemeinsam geraten sie in ein Abenteuer, bei dem sie sich ihren größten Ängsten stellen müssen. In Berlin treibt nämlich der ominöse „Mister 2000“ sein Unwesen. Er entführt Kinder und verlangt für deren Freigabe erstaunlicherweise nur 2000 Euro, was ihm den Spitznamen ALDI-Kidnapper verschafft hat. Sein jüngstes Entführungsopfer ist ausgerechnet Ricos neuer Freund Oskar. Die spannende Kriminalgeschichte und die Entlarvung der Tieferschatten regen die Leser zum Miträtseln an. Mit „Rico, Oscar und die Tieferschatten“ ist Andreas Steinhöfel ein wunderbares Kinderbuch gelungen. Lebensecht, warmherzig und mit viel Wortwitz schildert der Autor das Kreuzberger Milieu. Rico erzählt aus der Ich-Perspektive diese spannende Entführungs– und Freundschaftsgeschichte, die auch ein gesellschaftliches Problem widerspiegelt. Eine Geschichte von benachteiligten Schichten der Gesellschaft – mit Leichtigkeit und Empathie erzählt. Die teilweise surrealen Zeichnungen des Illustrators Peter Schössow ergänzen den Text perfekt. Mit großer Sensibilität begleitet Andreas Steinhöfel seinen Protagonisten, der uns einen ungewöhnlichen Blick auf die Welt ermöglicht. Eine Figur, die man sofort ins Herz schließt und von der man gerne mehr lesen möchte.

Didaktische Hinweise

Steinhöfels Buch ist ein Klassiker für die Besprechung im Deutschunterricht der 5. Klasse geworden. Es ist witzig, es ist spannend und es ist gut geschrieben. Geeignet ist es auch als Vorlesebuch für eine Vertretungsstunde in der 4. oder 5. Klasse. Andreas Steinhöfel hat für dieses Werk zahlreiche Preise erhalten, unter anderem den Kinder- und Jugendliteraturpreis 2009.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 4 bis 6

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2008

ISBN

9783551310293

Umfang

224 Seiten

Medien

  • Buch