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Lea Ypi: Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte

Besprechung

In dem Buch mit dem Titel „Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“ der Philosophin Lea Ypi erzählt die 1979 geborene Autorin, die im kommunistischen Albanien aufgewachsen ist, ihre Kindheits- und Jugendgeschichte zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Lea Ypis Aufzeichnungen beginnen mit der Schilderung eines zentralen Erlebnisses, das sie – damals 11 Jahre alt – in der Schule gemacht hat und das ihr die Augen geöffnet hat, denn an diesem Tag hat die kleine Lea verstanden, was es heißt „frei“ zu sein: Als Lea über die Wahl, welchen Schulweg sie nach Hause nehmen soll, nachdenkt, eröffnen sich ihr mehrere Möglichkeiten. Drei Wege führen von der Schule nach Hause. Alle haben Vorteile und Nachteile. Linksherum kommt Lea bei ihrer Freundin Elona vorbei, wo man Braut-und-Baby spielen kann. Der Weg rechtsherum, der an der Keksfabrik vorbeiführt, ist der kürzeste. Schließlich entscheidet sich Lea für den Weg geradeaus. Dieser Weg führt sie mitten in eine Demonstration, was jedoch für Lea wiederum neue Fragen aufwirft. Sind das die sogenannten Hooligans, von der die Lehrerin immer erzählt hat? Und warum flüchten sie vor der Polizei? Lea läuft erschrocken weg und landet schließlich in dem Park mit dem großen Denkmal des Staats- und Kommunistenführers Enver Hoxas, den Leas Lehrerin verehrt und vor dem Leas Eltern immer wieder Ausreden erfinden, warum sie dessen gerahmtes Portrait nicht im Wohnzimmer aufzuhängen wollen, obwohl sich Lea so sehr wünschte, dass „Onkel Enver“ auch bei ihnen an der Wand hängt. Stattdessen steht eine leere Coca-Cola-Dose wie eine kostbare Vase auf einem Häkeldeckchen. Die scheinbar belanglose Szene nach der Schule führt schließlich dazu, dass Leas Bild, das sie bisher von ihren Eltern hatte, Risse bekommt. Die intellektuellen Eltern, die beide nicht studieren durften, was sie wollten – die Mutter Literatur und der Vater Mathematik – haben ihre strebsame Pioniertochter in dem Glauben erzogen, dass sie beide selbst voll und ganz hinter der sozialistischen Volksrepublik stehen. Immer wieder sprechen die Eltern von Bekannten, die in „B“ oder „S“ „studieren“ oder „ihren Abschluss“ gemacht haben. Erst viel später, als die Wahrheit nicht mehr gefährlich war – nach dem Ende des sozialistischen Regimes – versteht Lea, dass „B“ und „S“ für Gefängnisse standen und der „Studienabschluss“ ein Geheimcode für die absolvierte Haftstrafe war. 

Didaktische Hinweise

Lea Ypis „Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“ eignet sich sehr gut in Auszügen im Deutsch-, Ethik- oder Geschichtsunterricht der Oberstufe. Neben der oben beschrieben Szene finden sich zahlreiche weitere Szenen aus dem Alltag, die die Armut und den täglichen Kampf ums Überleben im sozialistischen Albanien schildern. Wie sich aber anhand von Lea Yipis Biographie zeigt, konnten auch die Konsumverlockungen des Westens Freiheitsträume der Menschen nicht erfüllen. Am Ende es um nichts anderes als um die uralte philosophische Fragen. Was ist Freiheit? 

Weitere Themen: 

  • Geschichte Albaniens
  • Leben im Sozialismus auch m Vergleich zum Kapitalismus (Vorteile / Nachteile)
  • Erziehung im Sozialismus
  • Freiheitsbegriff in der Philosophie ( z. B. Kant, Marx ...)
  • Bei 3Sat findet man ein interessantes Video „Was ist eigentlich Freiheit?” aus der Reihe Kopfkino

 

 

 

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts
  • Politik, Gesellschaft
  • Geschichte, Archäologie

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Kulturelle Bildung
  • Interkulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783518430347

Umfang

332 Seiten

Medien

  • Buch