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Peter Härtling: Liebste Fenchel! Das Leben der Fanny Hensel-Mendelssohn in Etüden und Intermezzi

Besprechung

Peter Härtling schreibt biografische Romane, sein viel gelobter Hölderlin-Roman erschien 1976. Für die Geschichte der Fanny Hensel-Mendelssohn hat er sich eine musikalische Form ausgesucht. Sein Text hat 48 Kapitel, davon 17 Intermezzi und 31 Etüden im Sinne der „Variationen über ein Thema“. Ein Intermezzo ist als „Selbstgespräch“ näher bezeichnet. An einigen Stellen meldet sich unvermittelt der Erzähler und Arrangeur dieser biografischen Geschichte, eine davon steht am Anfang. Der auch für seine Kinderbücher bekannte Autor lässt einen Opa, dessen Enkelin Fanny gerade geboren wurde, erzählen. Er benennt seine Quellen: Musik, Briefe, Tagebücher der Fanny Mendelssohn. Die Distanz des Erzählers zu seiner Figur wird offen gezeigt, aber man wüsste doch gerne, was tatsächliche Aussagen und Zeugnisse sind und wo der Erzähler Lücken mit seiner Phantasie füllt, zum Beispiel was die antisemitischen Angriffe betrifft. Ansonsten ist die Geschichte spannend und modern. Die Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy, vier Jahre älter als er, kommt ihm an Begabung gleich, wenn sie ihn nicht übertrifft. Ihr wird jedoch die Förderung verweigert, die ihrem Bruder zukommt. Sie darf ihn nicht auf Auslandsreisen begleiten und darf bis auf eine Ausnahme nicht öffentlich auftreten, obwohl sie es so gerne täte: "Sie kann sich als Frau und Mutter doch diesen Ehrgeiz nicht leisten" (S. 233). Die bewunderte Freundin Clara Schumann ist 14 Jahre älter, ihr werden diese Steine nicht in den Weg gelegt, allerdings hat sie auch einen ehrgeizigen Vater und der Ehemann schränkt ihre Freiheit auch ein. Fanny dagegen darf ihre Werke zunächst nicht veröffentlichen - oder der gleichwohl geliebte Bruder setzt seinen Namen darunter. Die Männer des Buches sind weniger differenziert dargestellt als die Frauen, darunter Lea, Fannys Mutter. Am Ende beginnt Fanny sich doch durchzusetzen und ohne Wissen ihres Bruders einige Werke zu veröffentlichen, da stirbt die 42-jährige an einem Schlaganfall, ihr Bruder folgt ein halbes Jahr später.

Didaktische Hinweise

Ohne die Musik versteht man den Text als Beispiel für einen Rollenkonflikt, der genug Diskussionsstoff bietet und als Geschichte einer jüdischen Familie, an der man im Unterricht weiter nachforschen kann. Den musikalischen Teil zu entdecken, ist wohl der größere Gewinn.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Musik

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Kulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783462043129

Umfang

376 Seiten

Medien

  • Buch