Ocean Vuong: Der Kaiser der Freude
Besprechung
Bei dem Roman mit dem Titel „Der Kaiser der Freude“ von Ocean Vuong handelt es sich um einen Entwicklungsroman. Er erzählt die Geschichte des jungen, queeren Hai, der in East Gladness, einer heruntergekommenen Kleinstadt in New England, lebt. Hais Mutter stammt aus Vietnam, sie hat selbst schwere Schicksalsschläge und Traumata im Vietnamkrieg erlebt. Das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Sohn ist von Lügen und Täuschungen geprägt. Während Hai vorgibt, ein erfolgreiches Medizinstudium in Boston zu absolvieren, steckt er tatsächlich in einer tiefen Lebenskrise. Hai fühlt sich entwurzelt, er kämpft mit psychischen Problemen, Einsamkeit und einer Drogenabhängigkeit, er schluckt Pillen und denkt über Selbstmord nach. Der Roman beginnt damit, dass sich Hai von einer Brücke stürzen will. Er wird jedoch von Grazina, einer über 80-jährigen Frau aus Litauen, aufgehalten, die den jungen Mann von ihrem Haus aus beobachtet. Grazina hat den Zweiten Weltkrieg überlebt, mittlerweile leidet sie unter Demenz. Sie nimmt Hai bei sich auf, der nach und nach die Rolle ihres Pflegers übernimmt. Ihre Beziehung entwickelt sich zu einer ungewöhnlichen, aber tiefen Freundschaft. Grazina, die zwischen klaren Momenten und Phasen der Verwirrung schwankt, taucht immer wieder in die Vergangenheit ab, die von ihren Erinnerungen an den Krieg und die Flucht geprägt ist. Hai begleitet sie durch diese Phasen und hört ihr geduldig zu, auch weil ihm Grazias Zustand von seiner eigenen vietnamesischen Großmutter bekannt ist. Als das Guthaben auf Grazias Sozialkarte aufgebraucht ist, bietet Hai ihr an, in einem Diner zu jobben, dessen Belegschaft aus Menschen besteht, die – wie er – am Rand der Gesellschaft leben. Hier findet Hai nicht nur einen Job, sondern auch Anschluss, Verständnis und ein Gefühl von Gemeinschaft. Hai gelingt es, trotz der harten Lebensumstände Solidarität und Freundschaft zu erfahren und selbst Kontrolle und Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.
Didaktische Hinweise
Der Roman „Der Kaiser der Freude“ von Ocean Vuong eignet sich zur Anschaffung für die Schulbibliothek oder auch zur privaten Lektüre. Dabei sollte man die Schülerinnen und Schüler jedoch darauf hinweisen, dass der Roman durchaus schwierige und existenzielle Themen wie Suizidgedanken, Drogenabhängigkeit, Traumata und Einsamkeit behandelt.
Ferner geht es um Hais Suche nach seiner Identität und um queere Liebe. Neben den eher individuellen Problemen, die Hais Leben bestimmen, greift „Der Kaiser der Freude“ auch gesellschaftskritische Themen auf, die sich in Auszügen gut in den Unterricht einbinden lassen. Hierzu gehören Armut und Rassismus. Besonders hervorzuheben sind außerdem die Themen Altersarmut und Demenz, die hier nicht nur Grazia als betagte Frau betreffen, sondern auch Hai herausfordern, der im Umgang mit Grazias zunehmendem geistigem Verfall und ihrer sozialen Isolation seine eigenen Erfahrungen sammelt. Trotz seiner eigenen Probleme erweist sich Hai hier als sehr empathischer junger Mann.

Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Englisch
- Ethik/Religionslehre (ev)
- Deutsch
FÜZ
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Interkulturelle Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2025ISBN
9783446282742Umfang
521 SeitenMedien
- Buch
- E-Book
- Hörbuch