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Michael Gerard Bauer: Dinge, die so nicht bleiben können

Besprechung

Ein heiterer und witziger Roman über ernste Themen

Als hätte der Autor die drei Einheiten des klassischen Dramas einhalten wollen, spielt die Handlung mehr oder weniger an einem Ort, auf dem Campus einer Hochschule, und an einem Tag, am Tag der offenen Tür der Landesuniversität. Auch treten nur drei Hauptfiguren auf, der Ich-Erzähler Sebastian, sein selbstbewusster, hochbegabter Freund Tolly, und die geheimnisvolle, facettenreiche Elsa oder Frida, ihren wahren Namen erfährt der Ich-Erzähler erst am Schluss.

Sebastian besucht am Vormittag das Kino, um sich den von Tollys cineastischem Vater empfohlenen Klassiker „Casablanca“ anzusehen. Aber nicht Tollys Vater treibt ihn ins Kino, sondern ein PWW, ein perfektes weibliches Wesen, das er in einer Vorlesung kennengelernt hat. Obwohl er gar nicht mit ihr verabredet ist, wartet er im Foyer auf die junge Frau; allerdings erscheint zunächst nicht Helena, sondern die „halbe Eiskönigin“, nämlich Frida, deren Haare auf der einen Seite lang und weißblond sind, auf der anderen Seite dunkel und von der Schläfe an kurz geschoren. Sebastian und Frida kommen ins Gespräch und das Mädchen erweist sich als schlagfertig, witzig und phantasievoll. Frida liebt Geschichten, erzählt selbst gern welche, auch über sich und ihre Familie, die sich alle als erfunden herausstellen. Gemeinsam mit Sebastians Freund Tolly verleben die beiden einen spannenden und verrückten Tag auf dem Campus der Universität – das liegt hauptsächlich an Frida, deren bizarre Ideen die beiden Jungen immer wieder in Schwierigkeiten bringen.

Obwohl Sebastian von Frida immer stärker fasziniert ist und ihn das PWW deshalb immer weniger interessiert, ärgert es ihn doch, dass Frida nichts von sich preisgibt. Statt die Wahrheit über ihre Eltern und ihre Herkunft zu erzählen, berichtet Frida von Karen, deren Mutter drogenabhängig war, die von den Freunden ihrer Mutter misshandelt und von verschiedenen Pflegefamilien gequält wurde. Erst am Ende des Romans begreift Sebastian, dass Frida jene Karen ist.

Sebastian dagegen teilt Frida mit, was ihn umtreibt: der Unfalltod seines acht Jahre älteren Bruders; aber es ist nicht der Tod allein, der Sebastian peinigt, sondern dass sein Bruder in seinen letzten Lebensjahren drogenabhängig gewesen ist und dadurch die Familie fast zerstört hat.

Nicht nur der Film „Casablanca“ spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle, sondern auch „The Big Lebowski“, aus dem der Titel stammt. Denn „Dinge, die so nicht bleiben können“ ist ein Zitat und ein Grundsatz, den sich Tolly und Sebastian zu eigen gemacht haben, was bedeutet, dass die beiden, wann immer es möglich ist, für Gerechtigkeit eintreten und gegen Diskriminierung und Unrecht kämpfen; so hat Tolly gegen die Herabwürdigung Homosexueller an seiner Schule demonstriert und auf dem Campus der Universität verpasst er einem von Fridas Mitschülern einen cleveren Denkzettel, da Gary Vogel Frida ständig schikaniert hat. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass der Roman die Widmung trägt „Für die Dudeisten und Träumer“. Was ein „Dude“ ist, kann hier nicht erklärt werden, man sehe sich „The Big Lebowski“ an.

Didaktische Hinweise

Der berühmte und preisgekrönte australische Autor Michael Gerard Bauer, dessen Roman „Nennt mich nicht Ismael“ inzwischen zur klassischen Schullektüre geworden ist und für den es beim dtv Verlag ein kostenloses Unterrichtsmodell gibt, beschreibt in diesem höchst amüsanten Roman Fridas/Karens und Sebastians ergreifende Schicksale. Diese Mischung aus urkomischen Szenen und ernstem Hintergrund macht den Zauber dieses Romans aus. Jugendliche werden ihn sicher mit Begeisterung lesen, weil die Handlung gleichzeitig witzig und anrührend ist. Überdies lassen sich mehrere interessante Themen besprechen: Freundschaft und erste Liebe, Zukunftspläne und Berufswege, Einsamkeit und Ängste, Zivilcourage und Tapferkeit.

Der Hanser Verlag bietet auf seiner Webseite neben einer Leseprobe ein ansprechendes Interview mit dem Autor und ein kurzes Video, in dem Michael Gerard Bauer über seinen neuen Roman spricht (mit deutschen Untertiteln), und ein Gewinnspiel (bis zum 30. Juni 2021), das die Antwort auf eine Frage zum Roman verlangt und bei dem man eine Popcorn-Maschine gewinnen kann. Das Video und das Gewinnspiel können als anregender Einstieg in die Lektüre dienen.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Berufliche Orientierung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung
  • Interkulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783446268012

Umfang

224 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book