mobile Navigation Icon

Robert Seethaler: Ein ganzes Leben

Besprechung

Im Mittelpunkt von Robert Seethalers Roman „Ein ganzes Leben“ steht Andreas Egger. Egger ist ein einfacher Mann, der bis zu seinem siebzigsten Lebensjahr in einem Bergdorf lebt. Als uneheliches Kind ist er zu dem Bauern Kranzstocker gekommen, einem entfernten Verwandten seiner Mutter, der ihn nur widerwillig aufgenommen und ihn zum Krüppel geschlagen hat, sodass Egger für den Rest seines Lebens ein verkürztes Bein zurückbleibt. Auch wenn Egger fortan im Dorf als „der Krüppel“ bekannt ist, findet er immer wieder Beschäftigung. Er schließt sich einer Gruppe von Arbeitern an, die die ersten Bergbahnen im Tal bauen mit dem Ziel, die Nachbartäler mit Elektrizität zu versorgen. Und er verliebt sich in die Kellnerin Marie, die die Liebe seines Lebens bleiben soll. Das Schicksal meint es aber nicht gut mit Egger. Bei einem Lawinenabgang kommt Marie ums Leben. Egger klagt nicht, sondern nimmt alles, was das Leben weiterhin für ihn bereithält, mit stoischem Gleichmut hin und verlässt sein Bergdorf nur, um im Gebirge weitere Seilbahnen zu bauen, die das Tal für den mittlerweile einsetzenden Skitourismus öffnen. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, meldet sich Egger freiwillig zum Kriegsdienst. Doch erst als Alte, Kranke und Kriegsuntaugliche eingezogen werden, ist auch er dabei und zieht in den Krieg. Insgesamt verbringt er acht Jahre in russischen Lagern, bevor er in das Tal zurückkehrt. Dort hat sich inzwischen vieles verändert: Es gibt Fernsehen und immer mehr Besucher kommen ins Dorf. Wieder sucht Egger klaglos sein Auskommen, diesmal als Touristenführer, bis er dazu aufgrund seines Alters körperlich nicht mehr in der Lage ist. Mit Eggers Tod endet der Roman. Trotz des vermeintlich harten Lebens, das Egger führt, bleibt der Leser nach der Lektüre des Romans erstaunt zurück, wie ruhig und beständig Egger alle Katastrophen und Tragödien des Lebens meistert. In der Unbeirrbarkeit und Standhaftigkeit des Protagonisten liegt die große Stärke des Romans, der einen deutlichen Kontrapunkt zu allem Modischen setzt. Es wird ein Leben geschildet, das auf das Wesentliche reduziert wird: auf den Überlebenskampf, die Liebe, die Beständigkeit, die Kraft und den Tod.

Didaktische Hinweise

Seethalers Roman besticht durch seine sprachliche Schlichtheit und Unaufgeregtheit. Literarisch interessierten Schülerinnen und Schülern kann dieser Roman uneingeschränkt zur privaten Lektüre empfohlen werden. Als Klassenlektüre gibt es womöglich Gegenwartsromane, die für eine Besprechung Unterricht besser geeignet sind, da sie thematisch mehr Diskussionsstoff bieten. Ein ausführliches Gespräch mit dem Autor findet sich auf der Website des Bayerischen Rundfunks.

Alle hier rezensierten Werke von Robert Seethaler

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2014

ISBN

9783446246454

Umfang

155 Seiten

Medien

  • Buch