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Bart Moeyaert: Du bist da, du bist fort

Besprechung

„Du bist da, du bist fort“ - der Titel erinnert an einen arglosen Abzählvers aus Kindertagen. Dahinter verbergen sich dann allerdings drei Geschichten über das Da-Sein und das Fort-Sein, Geschichten, die es bei aller Schlichtheit im Erzählduktus in sich haben. Vom tiefen Gefühl der Verunsicherung und der Trauer darüber, dass jemand nicht mehr da ist, davon erzählt „Für immer, immer“. Darin gibt es die Frau mit dem roten Hut, deren Töchterchen Tasja Mei ertrunken ist und die seitdem als „die seltsamste Mutter im Dorf“ gilt. Ihr begegnet zufällig die kleine Nanne, die dadurch unvermittelt gezwungen wird, sich mit dem Gedanken an den Tod auseinanderzusetzen. In „Wirklich weg ist nicht so weit“ ist es die kleine Luise, die gar nicht so sicher ist, ob sie Papa, der plötzlich verschwunden ist, vermissen soll oder nicht; schließlich hat er, trunk- und streitsüchtig wie er war, den Familienfrieden mehr als gestört. Luise „geht nachdenken“ und erkennt, dass sie ohne Mama und Monika, ihre Schwester, aber eben auch ohne Papa „weniger als halb“ ist. Die Geschichte „Unsere Gasse“ nimmt die Beziehung zwischen Marte und dem zugezogenen Arjan in den Blick. Arjan kann wie ein Engel singen und stiehlt damit der tanzenden Marte auf einem Fest die Schau. Doch eines Tages zieht der vielgerühmte Arjan weg aus der Gasse ins ferne Wien, um dort professionellen Gesangsunterricht zu erhalten. Und das ist gut so, meint die eifersüchtige Marte zunächst. Sie beginnt Arjan nachzueifern, will auch noch besser werden im Tanzen und merkt unversehens, dass sie sich den einstigen Konkurrenten zurückwünscht. Die von Susanne Rotraut Berner behutsam bebilderten Geschichten des Niederländers Moeyaert bestechen durch die außergewöhnliche Fähigkeit des Erzählers, sehr authentisch die kindliche Sicht auf Themen von elementarer Bedeutung einzunehmen. Es sind zarte, unverstellte Töne, die den Leser des Bändchens von Zeile zu Zeile gleiten lassen und und ihm dabei unaufdringlich und unaufgeregt Einblicke in das kindliche Seelenleben eröffnen. Wohltuend auch, dass der Erzähler auf Patentlösungen am Ende verzichtet, das lesende Kind aber nicht in die Hoffnungslosigkeit entlassen wird.

Didaktische Hinweise

Verlustängste zu thematisieren, die Kinder in den ersten Schuljahren am eigenen Leibe schon verspürt haben, dazu bietet das Buch vielfältige Ansatzmöglichkeiten. Um eine Vertiefung und Aufarbeitung der seelischen Nöte der Figuren zu erreichen, scheinen z. B. folgende handlungs- und produktionsorientierte Methoden geeignet: - Identifikation mit der zentralen Figur des Kindes in der Geschichte durch das Schreiben von weiterführenden Monologen, - Antizipieren des Fortgangs der Erzählung an Kernstellen, - Austausch der Zentralfigur in Briefform mit der/dem jungen Leser/in in der Rolle des Ratgebers und Freundes,- Reflektieren von Handlungsalternativen u. a. In jedem Fall sollte im Verlauf der Erschließung angesichts der hochsensiblen Thematik stets auch dem Bedürfnis der/des jungen Leser/s nach spontaner Mitteilung der eigenen Befindlichkeit Raum gewährt werden.

Alle hier rezensierten Werke von Bart Moeyaert

Gattung

  • Erstlesebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 1 bis 4

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783446234697

Umfang

106 Seiten

Medien

  • Buch