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Friedbert Stohner: Ein Rentier kommt selten allein – Unser Jahr mit dem Weihnachtsmann

Besprechung

Mal ehrlich – haben Sie je einen Gedanken daran verschwendet, was der Weihnachtsmann macht, wenn die große Auslieferungsschlacht geschlagen ist, und wie er sich von den nicht unerheblichen Strapazen erholt? Nein?! Genauso geht es der Familie Wetekamp. Doch das ändert sich schlagartig, als am 1. Weihnachtstag der Weihnachtsmann bei ihnen vor der Tür steht und ganz selbstverständlich Einlass begehrt. Schnell stellt sich heraus, dass das Ankündigungsschreiben nicht rechtzeitig zugestellt worden ist – das Ankündigungsschreiben des Weihnachtsamtes, unterschrieben von einem Engel namens Hans-Dieter. Tja, die Engel auf ihren Wolken verpeilen halt öfters was, lässt der Weihnachtsmann wissen. Dabei ist es nun doch wirklich schon lange genug so geregelt, dass er das Jahr bei einer – sorgfältig ausgewählten – Menschenfamilie verbringt. Im Weihnachtsmanndorf hoch oben in Finnland ist es für ihn nämlich nicht mehr auszuhalten, seit ihm immer mehr Touristen auf die Pelle rücken. Widerspruch und Rückfragen gegen den weihnachtsamtlichen Bescheid sind laut PPS zwecklos. Und so können die Wetekamps, Mutter Erzieherin, Vater Lehrer, vor allem aber Erstklässler Lars und seine große Schwester, die Ich-Erzählerin, nicht anders, als sich damit abzufinden, dass ab jetzt für ein komplettes Jahr die Garage vom Schlitten und der Garten von den Rentieren okkupiert ist. Auch damit, dass Witwe Blume, die Nachbarin, immer neugieriger wird und plötzlich überraschend viel Zeit mit dem Weihnachtsmann verbringt. Und nicht zuletzt damit, dass es wegen ihres neuen Mitbewohners immer wieder zu Konflikten mit dem Miesepampel Herrn Fröhlich kommt. Dabei unterliegt das ganze Unternehmen strengster Geheimhaltung – so steht es im Brief des Weihnachtsamtes. Ganz schnell wird der Weihnachtsmann deshalb zu Onkel Klaus für alle Außenstehenden, denen man erklären muss, wem das Elternpaar Wetekamp da sogar sein Schlafzimmer zur Verfügung stellt. Ja, Vater und Mutter begnügen sich im eigenen Haus nun mit dem Gästezimmer, ertragen die zahlreichen Ungeschicklichkeiten des voluminösen Weihnachtsmannes mit bewundernswerter Gelassenheit und fügen sich schließlich auch, als Massen von Weihnachtswichteln sich im Hause der Familie auf das nächste Weihnachtsfest vorbereiten.

Während die erste Zeit nach Weihnachten alles noch recht harmlos verläuft – klar, der Weihnachtsmann ist total erschöpft und muss sich in erster Linie ausruhen – nimmt die Geschichte bereits ab Februar derart Fahrt auf, geht es so turbulent und witzig zugleich zu, dass nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Leserinnen und Leser jede Menge Spaß und Spannung haben. Situationskomik vom Feinsten, Sprachwitz und immer wieder neue originelle Ideen lassen auch erwachsene Leserinnen und Leser gelegentlich schallend lachen. Wenn dann auch noch dank Magnus, Lars' klugem, aber zum Schlauschwätzen neigendem Klassenkameraden, die Erbsenszene – frei nach den Heinzelmännchen von Köln – zum Zwecke des geplanten Wichtelerwischens komplett aus dem Ruder läuft, bleibt kein Leserauge trocken – und kein Teppichboden in der Originalfarbe. Das Buch besteht aus den 13 Kapiteln „Dezember, Januar, Februar ... Dezember“ und endet mit der Abreise des Weihnachtsmannes, die er zum Erstaunen der wehmütigen Familie Wetekamp nicht alleine antritt. Ja, Frau Blume alias Lenchen sitzt da mit im Schlitten und ihre schneeweißen Haare flattern fröhlich im Wind. Wie schön, dass uns Friedbert Stohner am Ende noch ein paar Minikapitelchen gönnt. So erfahren wir, ob sich bei der Bescherung die Wünsche der Wetekamps erfüllen, dass Frau Blume kurz vor Ostern noch immer nicht zurückgekehrt ist und dass das mit dem Weihnachtsmann wirklich jedem passieren kann.

Katrin Engelkings ganzseitige Illustrationen zu Beginn eines jeden Kapitels und auch das äußerst ansprechende Cover setzen der Geschichte die literarische Krone auf.

Didaktische Hinweise

Eine glatte Leseempfehlung für Kinder aber der 3./4. Klasse zum Selberlesen. Auch zum Vorlesen in der Vorweihnachtszeit gut geeignet, wenn man bereit ist, 143 Seiten vorzulesen. Intertextueller Bezug möglich zu „Die Heinzelmännchen von Köln“ (August Kopisch). Wegen des Preises weniger als Klassenlektüre als zum Vorlesen oder für die Klassen-/Schulbücherei geeignet.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 3 bis 6

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783423640343

Umfang

144 Seiten

Medien

  • Buch