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Zoran Drvenkar: Wir. Die süßen Schlampen

Besprechung

Sommerroman für Mädchen mit unnötig reißerischem Titel
 
Was der Titel ankündigt, hält der Buchbeginn: Es wird derb. Man meint fünf abgebrühte „Schlampen“ vor sich zu haben. Dass sich hinter der rauen Fassade ganz normale Mädchen verbergen, merkt man erst, wenn man sich durch die ersten Kapitel gekämpft hat... und dann fesselt das Buch.
Stinke, Schnappi, Taja, Rute und Nessi haben diesen Sommer ihren Realschulabschluss gemacht. Sie fühlen sich unantastbar und unverletzlich – nichts kann ihnen etwas anhaben. Denken sie. Doch fast jede muss im Laufe des Buches erleben, dass die Welt vor ihr nicht haltmacht. Es beginnt gleich mit Stinke, die von anderen verprügelt wird. Ihren Mädchen erzählt sie nichts davon. Auch Rute hat ihre Geheimnis. Sie will mit der eigentlich von allen verhassten Schule weitermachen. Das Buch nimmt dann an Fahrt auf, als eine Nachricht von Taja eintrifft: Kmt. Die Mädchen wissen, es ist etwas passiert. Sie eilen zu Taja, treffen aber im Haus nur den verletzten Vater an. Taja habe ihn im Drogenrausch so zugerichtet und sei nun verschwunden. Die Mädchen stöbern sie auf. Die Geschichte, die sie ihnen erzählt, ist erschreckend: Doch sie halten zusammen, stehen füreinander ein und helfen einem sechsten Mädchen, das in einen Ring von Mädchenhändlern gerät. Dass am Ende alles gut ausgeht, ist ihrer Gruppe und zugegebenermaßen einigen glücklichen Zufällen zu verdanken.
Ob der Titel darauf anspricht? Wohl kaum. Er ist wie der Anfang des Buches inhaltlich und sprachlich sehr derb formuliert, ohne einen bestimmten Zweck oder ein bestimmtes Ziel zu unterstützen. So schrecken die ersten Kapitel evtl. mehr Leserinnen und Leser ab, als sie zum Buch zu locken, obwohl Autor und Plot solch vermeintlich reißerische Mittel gar nicht nötig haben.
Um die Figuren am Anfang kennenzulernen, nutzt Drvenkar einen Kniff: Jedes Kapitel wird aus der Ich-Perspektive einer anderen Person erzählt. Zu Wort kommen dabei nicht nur die fünf Mädchen, sondern auch Figuren, die später noch eine wichtige Rolle einnehmen werden. 

Didaktische Hinweise

Im Unterricht bietet sich auch durch die Ich-Perspektiven begünstigt zunächst eine Charakterisierung der fünf verschiedenen Figuren/seiner Lieblingsfigur an. Zum gegebenen Zeitpunkt kann man den Personenbeschreibungen auch eine Berufsberatung folgen lassen: Welches Mädchen sollte welchen Bildungsweg oder welche Ausbildung einschlagen? Nur Rute hat einen Wunsch für ihren weiteren Lebensweg formuliert.
Auch die Schilderung einzelner Passagen aus der Sicht einer anderen Figur oder aus der Sicht eines personalen oder auktorialen Erzählers lohnt. Mit ihnen lässt sich auch gut an das Nachwort Drvenkars anknüpfen, hier thematisiert er die bewusste Wahl der verschiedenen Ich-Perspektiven.
Vielleicht spricht Drvenkar mit dem Buchtitel ein paar Jugendlichen aus dem Herzen, bestimmt ist es aber nicht die Wortwahl des Gros der Jugendlichen. Zur Thematisierung der Sprache bietet sich die Formulierung eines neuen (weniger sexistischen) Buchtitels und vielleicht auch eine Zensur der für Schülerinnen und Schüber zu derben Ausdrücke an. Was könnte man statt der ein oder anderen Formulierung noch schreiben, die dem Inhalt gerecht wird? 

Gattung

  • (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783407756046

Umfang

480 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book