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Walter Moers: Die Insel der Tausend Leuchttürme

Besprechung

„Die Insel der Tausend Leuchttürme" von Walter Moers ist sein inzwischen zehnter Zamonienroman, dem phantastischen Ort, an dem seine Gestalten zu Hause sind. Seit „Die Stadt der Träumenden Bücher" tritt der in Zamonien berühmte Lindwurm-Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz als Ich-Erzähler auf – die Kenntnis der vorherigen Romane ist für die Lektüre allerdings keine Voraussetzung. In „Die Insel der Tausend Leuchttürme" begibt sich der Erzähler auf die Insel Eydernorn, ein nicht besonders schwierig zu entschlüsselndes Anagramm von Norderney, das allerdings am Ende des Romans untergehen wird. Vordergründig ist Hildegunst von Mythenmetz als hauptberuflicher Hypochonder wegen seiner Atembeschwerden auf der Insel. Wie er allmählich begreift, gibt es noch einen anderen Grund für seine Ankunft: Er ist der Auserwählte, der den Kampf der Leuchtturmwärter mit einer Bedrohung entscheiden soll, die für die meisten unsichtbar über der Stadt schwebt: eine gigantische lebende Wolke, die die Insel vernichten und alles Leben auslöschen will. Auf der Insel entdeckt er nicht nur seine natürliche Begabung für das Kraakenfieken, den beliebtesten Sport auf Eydernorn, sondern begegnet mit Gryphius von Odenhober dem Lehrmeister seines eigenen Lehrmeisters im Methusalemalter, einem anderen Lindwurm, der ihm Zugang zu den 112 Leuchttürmen der Insel verschafft, hinter denen sich eine Geheimgesellschaft verbirgt, die sich dem Kampf gegen die Wolke verschworen hat und nun in Hildegunst von Mythenmetz den erhofften Beistand findet.

Der Roman ist dementsprechend tollster Moers-Stoff – wer seine Bücher liebt, wird dieses lieben, wer seine Probleme mit der ausufernden Phantasie des Erzählers hat, der sich hinter Hildegunst von Mythenmetz verschanzt, wird sie auch hier bekommen. Der Roman ist in der Form von 19 Briefen geschrieben, die Hildegunst an seinen Freund Hachmed schreibt – am Ende des Briefromans werden diese ihm das Leben retten, da sie den Schiffbrüchigen über Wasser halten. Dass Literatur pure Lebensrettung ist, ist nur eine der Botschaften, die der Briefroman versendet: „Du bist nicht allein." ist die, mit der die Reise endet. Auf dem Weg zu dieser Einsicht lernt Hildegunst von Mythenmetz eine Fülle von sonderbaren Gestalten kennen, wie man sie aus seinen hybriden Phantasien kennt, Kreuzungen von Fisch und Vogel und vieles andere, einige von ihnen sind im Buch graphisch enthalten und erhöhen so die Anschaulichkeit. Ein Hybridgebilde von Brief-, Abenteuer- und Phantasy-Roman ist auch der Roman selbst: Er erzählt von einem Abenteuer auf See und einer Insel, nicht ohne Anleihen bei Melville und anderen – das intertextuelle Spiel bleibt eine der Leidenschaften von Walter Moers. Sein Nachwort verrät, dass die ursprünglichen Aufzeichnungen des schreibenden Lindwurms noch viel umfangreicher ausgefallen sind, der umsichtige Herausgeber hat alles auf die erträgliche Länge von noch immer mehr als 600 Seiten gekürzt – in dieser selbstironischen Rahmung ist der Roman zur Welt bzw. zu seinem Lesern gekommen.

Didaktische Hinweise

Für die Schule ist der Roman kaum geeignet – allein schon die Länge spricht dagegen, aber auch die Komplexität der Thematik, die originelle, aber auch anspruchsvolle Wortwahl und die ausufernde Phantasiewelt. Aber er ist ein ideales (Weihnachts-)Geschenk für jüngere und ältere Schülerinnen und Schüler, die bereit sind, sich auf ein Leseabenteuer einzulassen. Auch zum Vorlesen einzelner Passagen ist der Roman sehr geeignet und durch die Vermischung der Genres Phantasy, Abenteuer- und Briefroman kann er zur Reflexion der verschiedenen Genres und deren Hybridisierung in der modernen Jugendliteratur genutzt werden.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2023

ISBN

9783328600060

Umfang

635 Seiten

Medien

  • Buch