Benedict Wells: Fast genial

Besprechung

Der Romane „Fast genial“ des 28-jährigen Autors Benedikt Wells handelt von der Suche eines jungen Mannes nach seinem anonymen Vater, nachdem er erfahren hat, dass er mit Spermien aus einer Samenbank von Nobelpreisträgern gezeugt wurde. Das genetische Experiment, das der Romane aufgreift, wurde tatsächlich in den 1980er-Jahren in Kalifornien durchgeführt. Francis Dean, der 17jährige Protagonist des Romanes, ist das Produkt dieses Versuchs. Zunächst ist die Tatsache, ein Retortenkind zu sein, eine schwere Belastung für ihn. Doch dann sieht er darin eine Chance, aus seinem eintönigen Leben auszubrechen. Zusammen mit seinem besten Freund Groover und Anne-May, einem Mädchen, das er in einer Entzugsklinik kennenlernt, in der sich seine Mutter wegen ihrer Alkoholprobleme behandeln lässt, macht er sich auf eine Reise quer durch die USA. Als Francis endlich seinen leiblichen Vater findet, ist die Begegnung eher ernüchternd und desillusionierend. Sein Vater ist nicht der gutaussehende Havard-Absolvent mit einem IQ von 170, sondern ein heruntergekommener Betrüger, der sich Zugang zu der „genialen“ Samenbank verschafft hat. Mit der Wahrheit über seinen Erzeuger konfrontiert, steht Francis nun vor der Herausforderung, sich damit abzufinden, nicht der hochbegabte Sprössling eines Nobelpreisträgers zu sein, und sich mit den Folgen für seine eigene Lebensperspektive auseinanderzusetzen. Der Romane ist spannend und temporeich geschrieben, so dass er v. a. auch bei einem jüngeren Lesepublikum Anklang finden wird. Leider bedient sich der Autor aber auch häufig, gerade was die Figuren des Romanes angeht, einer eher klischeehaften Darstellung.