mobile Navigation Icon

#lesen.bayern » Bücher für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene » Besprechungen Belletristik » Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche. Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen

Besprechung

Handlungsort der Novelle ist ein abgelegener westfälischer Ort des 18. Jahrhunderts, in dem die Dorfbevölkerung nach eigenen Regeln lebt und der Wilderei sowie dem Holzdiebstahl nachgeht. Friedrich Mergel, der als Sohn eines Säufers und der frommen Margret auf die Welt kommt, verliert seinen Vater im Alter von neun Jahren. Friedrich gerät immer mehr unter den Einfluss seines Onkels Simon Semmler. In einer eigenartigen Doppelrolle wächst er auf: Einerseits ist er verträumt und scheu, andererseits weiß er sich den Respekt der Dorfjugend zu verschaffen. Unübersehbar ist seine Geltungssucht, die sich auch in auffallender Kleidung bemerkbar macht. Begleitet wird Friedrich von dem verschreckten, völlig ihm ergebenen Johannes Niemand, der ein „verkümmertes Spiegelbild“ von Mergels anderer Charakterseite darstellt. Mergel wird mitschuldig am Tod des Oberförsters Brandes, den die Blaukittel, eine Bande besonders draufgängerischer Holzdiebe, im Brederholz erschlagen. Schließlich begeht er einen Mord an dem Juden Aaron, der ihn wegen einer nicht zurückbezahlten Schuld öffentlich zur Rede gestellt hatte. Friedrich flieht mit Johannes Niemand. Nach 28 Jahren kehrt Mergel unerkannt als Johannes Niemand aus türkischer Gefangenschaft zurück; er fristet seinen Lebensunterhalt mit leichten Botengängen. Am Schauplatz des Mordes an dem Juden Aaron, der Judenbuche im Brederholz, erhängt sich Friedrich Mergel schließlich: In den Stamm hatten jüdische Glaubensgenossen Aarons den Spruch eingeritzt: „Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan!“In der Handlung werden einerseits im Sinne eines nüchternen Realismus die gesellschaftlichen und psychologischen Rahmenbedingungen menschlichen Handelns genau aufgezeigt. Im Kontrast dazu stehen aber das Unerklärbare menschlicher Triebkräfte und die vom Menschen nicht durchschaubare schicksalhafte Fügung.

Didaktische Hinweise

Erzählstruktur: Behandlung der Zeit, Erzählform, Erzählverhalten, Literatur des Realismus, Gattungsmerkmale von Novelle und Erzählung; Vergleich mit literarischen Kriminalgeschichten, z. B. Friedrich Schiller, Der Verbrecher aus verlorener Ehre; Theodor Fontane, Unterm Birnbaum; Friedrich Dürrenmatt, Die Panne

Alle hier rezensierten Werke von Annette von Droste-Hülshoff

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 12

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2001 (1842)

ISBN

9783150018587

Umfang

69 Seiten

Medien

  • Buch