Oliver Lovrenski: bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann.
Besprechung
Im Mittelpunkt des Romans mit dem Titel „bruder, wenn wir nicht family sind. wer dann“ von Oliver Lovrenski stehen die vier Jugendlichen Ivor, Marco, Jonas und Arjan, die am Stadtrand von Oslo aufwachsen und sich wie Brüder fühlen. Sie sind zwischen 13 und 19 Jahre alt, alle vier haben einen Migrationshintergrund. Ivor hat kroatische Wurzeln, sein bester Freund Marco stammt aus Somalia, Jonas ist aus Norwegen, und Arjan ist indischer Abstammung. Allen gemeinsam ist, dass sie in schwierigen familiären und sozialen Verhältnissen aufwachsen. Der Roman wird aus der Sicht von Ivor in der Rückschau erzählt. Wie sich zeigt, haben alle vier Jugendlichen keine Perspektive, die Schule spielt für sie keine Rolle. Stattdessen verbringen sie ihre Zeit auf der Straße oder hängen in heruntergekommenen Einkaufszentren und Fitnessstudios herum. Der Alltag von Ivor, Marco, Jonas und Arjan ist trostlos; er besteht aus Gewalt, Kriminalität, Drogenkonsum und ständigen Konflikten mit der Polizei. Alles, was sie durch den Alltag trägt, ist der gegenseitige Zusammenhalt, der sie stark macht – und der im Roman auf die Probe gestellt wird. Doch obwohl sie alle von einem besseren Leben träumen – besonders Ivor träumt davon, Boxer oder Anwalt zu sein – geraten sie schnell auf die schiefe Bahn. Sie konsumieren Drogen und fangen an zu dealen. Der Weg von der Kleinkriminalität hin zum bewaffneten Raubüberfall scheint unaufhaltsam, und der von den vier Freunden immer wieder beschworene Zusammenhalt wird schnell auf eine harte Probe gestellt. Das Besondere an dem Roman ist die Sprache, in der er verfasst ist. Oliver Lovrenski schafft es, die Rastlosigkeit und Zerrissenheit der vier Jugendlichen authentisch einzufangen. Der Satzbau ist kurz und fragmentarisch, es wird häufig Slang benutzt, der durch Wörter aus dem Englischen, Arabischen und Somalischen durchsetzt ist. Stellenweise finden sich arabische Schriftzeichen. Alles ist kleingeschrieben, und es fehlen häufig die Satzzeichen.
Didaktische Hinweise
„bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann“ eignet sich grundsätzlich gut zum Einsatz im Deutschunterricht. Dabei kann zusammen mit den Schülerinnen und Schülern am Beispiel der vier Jugendlichen herausgearbeitet werden, wohin familiäre Gewalt und Vernachlässigung führen können. Auch das Thema Migration, Außenseitertum und Marginalisierung spielt in dem Text eine zentrale Rolle. Die Perspektivlosigkeit und Vernachlässigung der an den Rand Gedrängten – hier an den Stadtrand von Oslo – führt schließlich zu Kriminalität, Gewalt und Drogenkonsum. Der Roman ist auch für eine sprachliche Analyse interessant, da hier Merkmale von Gruppensprache, Jugendsprache und Soziolekt herausgearbeitet werden können. Auch die Tatsache, dass Oliver Lovrenski 19 Jahre alt war, als er den Roman geschrieben hat, und dass er diesen teilweise auf dem Handy verfasst hat, könnte die Schülerinnen und Schüler interessieren. Immerhin wurde er als jüngster Autor aller Zeiten mit dem Preis der norwegischen Buchhändler ausgezeichnet.

Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Interkulturelle Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
- Sprachliche Bildung
Erscheinungsjahr
2025ISBN
9783446284050Umfang
256 SeitenMedien
- Buch
- E-Book