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Manu Larcenet: Brodecks Bericht

Besprechung

Brodeck erfüllt den Auftrag, einen Bericht darüber zu schreiben, wie in sein Dorf nahe einer Grenze nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fremder kommt und und Ausgrenzung und Gewalt erfährt, aber er berichtet dabei auch über sein Leben

Die Graphic Novel gibt den Plot des Romans von Philippe Claudel aus dem Jahr 2007 in zwei Teilen wieder, kürzt aber die Erzählpassagen stark. Die Teile, aus denen der nüchtern gehaltene Bericht sich zusammensetzt, werden in dem querformatigen Band (in der deutschen Ausgabe enthält er beide auf Französisch in aufeinanderfolgenden Jahren erschienenen Teile) in Kästen in die feinen Schwarzweiß-Zeichnungen eingefügt. Die Seiten sind ansonsten mit zwei bis drei Panels traditionell gehalten. Aber die Zeichnungen sind kleine Kunstwerke, besonders die Porträts der Dorfbewohner und die Abbildungen von Landschaften, Tieren und Pflanzen. Brodeck ist nach dem Krieg aus einem Lager zurück in das Dorf im Gebirge gekommen, wo er seine Frau wieder findet, die mit drei anderen Frauen vergewaltigt wurde, als einzige überlebt hat und darüber den Verstand verloren hat. Eines Tages will er Butter holen und trifft auf die Bewohner, die soeben einen Fremden, den „Anderen“ ermordet haben, der eine Weile im Dorf gelebt hatte, aber nie akzeptiert worden war. Brodeck wird beauftragt, eine Bericht über das sogenannte „Ereignis“ zu verfassen, der es erklären soll. Er fügt sich, doch flicht er in den Bericht immer wieder seine eigene Geschichte ein. Er selbst ist ein Außenseiter: Als mit seiner Amme vor einem Pogrom geflüchtetes Kind in den Ort gekommen, als Jude, als einziger, der studiert hat. Der Roman bildet die sprunghafte Erinnerungsarbeit des in Ich-Form schreibenden Protagonisten ab. Aber er entdeckt auch Neues: den Verrat seines Freundes, des Lehrers, der ihn in einem Brief posthum um Verzeihung bittet. Als Brodeck dem Bürgermeister den Bericht abgibt, sagt ihm der, dass er das Dorf verlassen müsse, zu seiner eigenen Sicherheit, denn er wisse zu viel. Den Bericht verbrennt er.

Didaktische Hinweise

Ein Vergleich der sehr gelungenen Umformung mit dem Roman liegt nahe. Als Schreibprojekt bietet sich ein Drehbuch an, die Übertragung des Textes in ein drittes Medium wäre vorstellbar. Im Kunstunterricht könnte der Zeichenstil und die verfremdende Wiedergabe einiger bekannter Kunstwerke, die der „Andere“ in Besitz hatte, Thema sein.

Gattung

  • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Französisch
  • Kunst
  • Geschichte

FÜZ

  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2018

ISBN

9783956401329

Umfang

326 Seiten

Medien

  • Buch