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Theodor Storm (Text)/ Jens Natter (Illustr.): Der Schimmelreiter

Besprechung

In der bekannten Novelle von Theodor Storm, die Jens Natter in bunten Farben in eine Graphic Novel übertragen hat, geht es im Prinzip um die Geschichte einer gescheiterten Innovation: Der junge, ehrgeizige und erfolgreiche Deichgraf Hauke Haien ist überzeugt davon, dass man die nordfriesischen Deiche anders bauen müsse, um die Menschen nachhaltiger und längerfristiger vor den Fluten zu schützen. Die Umbaumaßnahmen stellen keine „Kosmetik“ dar, sondern verlangen von den Bauern alles ab. Dafür verspricht er ihnen, dass neues, fruchtbares Land, ein Koog, hinter dem neuen Deich entsteht, wovon alle profitieren. Dem gegenüber steht sein Gegenspieler, der ehemalige Großknecht des verstorbenen Deichgrafen, Ole Peters. Er mobilisiert die Bauern mit dem Verweis auf die Tradition und der Frage nach dem Mehrwert. Immer wieder wird diese Erzählung des Schulmeisters, der wiederum eine Figur aus einer weiteren Erzählinstanz der Rahmenhandlung darstellt, unterbrochen, da der geheimnisvolle „Schimmelreiter“ gesehen wurde, der Unheil verspricht. Tatsächlich mischen sich in diese Erzählung aus der Epoche des Realismus immer wieder phantastische Elemente (v. a. Tiersymbolik), die dem quasi aufgeklärten Bericht des Schulmeisters zuwiderlaufen. Am Ende bestraft sich der ambitionierte Deichgraf Hauke Haien selbst und stürzt sich in die Sturmflut, die zuvor seine Familie fortgerissen hat, da er sein Lebensprojekt als gescheitert erkennen muss.

Didaktische Hinweise

  • Auseinandersetzung mit der Danziger Sage „Der gespenstige Reiter“, die Storm als Vorlage diente
  • Analyse von Erzähltechniken: Unterschied Rahmenhandlung vs. Binnenhandlung, unterschiedliche Erzählinstanzen (der Schulmeister, der Reisende, das Kind)
  • Begegnung mit Novellentheorie, Merkmale einer Novelle („kleines Drama“, Dingsymbol/Falke, Goethe: „unerhörte Begebenheit“ etc.)
  • „Der Schimmelreiter“ als Werk des Realismus: Hauke Haiens Kampf gegen eine magisch-animistische Weltsicht
  • Analyse des Motivs des Unheimlichen in der Novelle
  • Tiermotivik als Vorzeichen des unheilvollen Ausgangs der Novelle
  • „Der Schimmelreiter“ bzw. der Deichgraf Hauke Haien als Musterbeispiel menschlicher Hybris
  • Sprache: Natters verwendet fast ausschließlich Originalzitate aus der Stormschen Novelle (auch: Beschäftigung mit dem Nordniederdeutschen als deutscher Sprachlandschaft)
  • literarisches Lernen mit Text und Bild im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs:Gattung der Graphic Novel kennenlernen (Information dazu z. B. in Praxis Deutsch Nr. 252), Bildsprache einer Graphic Novel untersuchen (Ästhetisches Lernen), Decodieren des Zusammenspiels von Text und Bild, Figurenkonstellation erarbeiten 
  • Produktionsorientierter Ansatz: Erstellung eines Storyboards für den Anfang der Novelle:

Die Schüler sollen bereits eine oder mehrere Comicseiten analysiert haben und über die Verschiedenartigkeit der Panelnutzung Bescheid wissen.
Die Gesamtkenntnis der Storm-Novelle „Der Schimmelreiter“ ist nicht notwendig. Selbstverständlich bietet sich die Stunde an, wenn die Novelle als Klassenlektüre gelesen wird.


Vorgeschlagenes Unterrichtsverfahren:
Am Beispiel eines eingeblendeten Storyboards z. B. zu dem Film „Hulk“ (Bildvorlage) wird der Begriff „Storyboard“ erklärt.
Der Anfang der Novelle „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm wird gelesen und ggf. auch der Begriff „Rahmennovelle“ besprochen.
Den Schülern wird die Aufgabenstellung erläutert: Zu dem Novellenanfang ist ein Storyboard, bestehend aus neun Einzelseiten, grob zu skizzieren. 
Es werden neun Gruppen gebildet; jede Gruppe übernimmt die Gestaltung einer der neun Seiten. Der jeweilige Bildinhalt (samt Sprechblasen und ggf. Erzählblöcken) ist dem jeweiligen nummerierten Absatz zu entnehmen.
Die Ergebnisse werden in geeigneter Form vorgestellt.
Anschließend vergleichen die Schüler ihre Ergebnisse mit dem Anfang der Graphic Novelle von Jens Natter und diskutieren die verschiedenen Varianten.

 
 

                Gattung

                • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

                Eignung

                als Klassenlektüre geeignet

                Altersempfehlung

                Jgst. 9 bis 13

                Fächer

                • Deutsch

                FÜZ

                • Kulturelle Bildung
                • Werteerziehung

                Erscheinungsjahr

                2014

                ISBN

                9783804214033

                Umfang

                100 Seiten

                Medien

                • Buch